Schlagwortarchiv für: Ausgabe 07/2022

Power to the People

Kanban hat das Potenzial, die Zusammenarbeit in Teams und über Teamgrenzen hinweg effektiver und effizienter zu machen. Zudem ist Kanban vor allem eine Methode, um Veränderungen voranzubringen. Schon die konsequente Nutzung von vier der sechs Praktiken führt schnell zu sehr effektiven Änderungen – und das, ohne Teams und Abteilungen komplett umstrukturieren zu müssen.

Dass Kanban „das mit den Zetteln“ sei, oder dass es vergleichbar sei mit Prozess-Frameworks „nur ohne die Meetings“, sind Bonmots, die seit Jahren zu hören sind. Beide Aussagen sind zwar nur in ganz besonderen Situationen und nur für kurze Zeiträume wahr, aber die Tatsache, dass sich diese Aussagen so lange halten, zeigt, wie einfach die Modelle hinter Kanban zu sein scheinen.

Bekannt geworden ist Kanban – oder genauer: die Kanban-Methode – im Umfeld der sogenannten agilen Ansätze, und dort hat sie vor allem durch die scheinbare Einfachheit überzeugt, als sie 2010 durch David J. Andersons Buch „Kanban: Successful Evolutionary Change for Your Technology Business“ erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Die Methode kam damals mit drei Prinzipien und fünf Praktiken daher. Inzwischen sind diese zwar zu sechs Prinzipien (drei Prinzipien für Changemanagement und drei Prinzipien zur Service-Erbringung) und sechs allgemeinen Praktiken erweitert worden, aber im Kern beinhalten sie immer noch die ursprünglichen Ideen eines Ansatzes zur evolutionären Verbesserung – sowohl der Arbeit als auch der Zusammenarbeit.

Kanban – Changemanagement mit Meinung

Man könnte sagen, bei der Kanban-Methode handelt es sich um eine Changemanagement-Methode  mit Meinung. David Anderson schrieb dazu:

„Ich habe diesem Buch den Untertitel ‚Erfolgreicher evolutionärer Wandel für Ihr Technologieunternehmen‘ gegeben. Damit wollte ich unterstreichen, dass der Hauptgrund für die Einführung von Kanban das Änderungsmanagement ist. Alles andere ist zweitrangig.“

Dass die Kanban-Methode auch eine Meinung darüber mitbringt, welche Aspekte Arbeit denn „gut“ machen und welche konkreten Werkzeuge man nutzen kann, um besser zu werden, sorgt dafür, dass sie oft mit Rahmenwerken wie zum Beispiel Scrum im Bereich der IT verglichen wird. Aber strenggenommen bringt die Methode eben keine Blaupause für die Arbeit mit.

Die Kanban-Methode ein Handwerkszeug, um Arbeitsweisen und Prozesse zu definieren. Sie ist kein konkretes Prozess-Rahmenwerk – eher vergleichbar mit einem Alphabet als mit einer Sprache. Mit den ungefähr 26 Buchstaben unseres Alphabets können wir auch viele unterschiedliche Sprachen abbilden – von Englisch über Deutsch bis Französisch oder Spanisch.

 

Teams werden gestärkt und reifer

Bevor wir uns aber zu sehr mit der allgemeinen Theorie hinter der Kanban-Methode beschäftigen, möchte ich gerne am konkreten Beispiel zeigen, wie die Methode Teams sowohl stärken als auch reifer machen kann. Zur allgemeinen Theorie empfehle ich als kurze Einführung den „Offiziellen Leitfaden zur Kanban-Methode“ (siehe Infokasten).

Schon die konsequente Nutzung von vier der sechs Praktiken führt schnell zu sehr effektiven Änderungen – und das, ohne Teams und Abteilungen komplett umzustrukturieren. Verbinden wir das mit den drei ursprünglichen Prinzipien, nämlich

  • starte mit dem, was jetzt getan wird,
  • einigt euch auf evolutionären Wandel und
  • behaltet zunächst alle bestehenden Rollen, Verantwortlichkeiten und Titel bei,

haben wir einen überschaubaren Baukasten, durch dessen Nutzung die Zusammenarbeit in Teams (und über Teamgrenzen hinweg) schnell sowohl effektiver als auch effizienter und sogar stressfreier und erfüllender werden sollte. Garantieren lässt sich das natürlich nicht.

Visualisieren der Arbeit und der Arbeitsabläufe

Häufig wird die erste Praktik, das Visualisieren, komplett mit der Methode gleichgesetzt. Weil die Visualisierung häufig mit Klebezetteln (als Repräsentation der Arbeit) in Spalten (als Repräsentation des Arbeitsablaufes) erfolgt, entsteht der Eindruck, ein Board mit Klebezetteln sei schon Kanban. Häufig erweckt dies auch den Eindruck, ein elektronisches Tool, das eine solche Kombination aus Board und Karten anbietet, sei Kanban.

Tatsächlich ist mit „Visualisieren“ mehr gemeint. Denn es geht um die Visualisierung der real vorhandenen Arbeit und des real existierenden Arbeitsablaufes – gerade in der Wissensarbeit zwei Dinge, die sich häufig stark von dem unterscheiden.

In der Kanban-Methode wird viel Wert darauf gelegt, keine Aufgaben über diese Boards zu ziehen, sondern Ergebnisse. So finden sich in einem gut visualisierten Kanban-System – zum Beispiel in einer Redaktion – unter anderem eher Karten mit Bezeichnungen wie „Artikel über Kanban“ und Spalten mit Bezeichnungen wie „Erstellen“, „Lektorieren“, „Layouten“. Während sich in einem schlechter modellierten System zum gleichen Inhalt Karten mit Titeln wie „Artikel über Kanban erstellen“, „Artikel über Kanban lektorieren“ und ein Board mit den Spalten „Zu tun“, „In Arbeit“ und „Fertig“ finden.

Die zweite Variante ist keine Visualisierung der Arbeit und des real existierenden Arbeitsflusses, sondern listet nur Aufgaben auf und beschreibt einen generischen Arbeitsfluss, der zwar immer wahr ist, aber nicht dabei hilft, die konkrete Arbeitsweise zu diskutieren und zu verändern.

Begonnene Arbeit begrenzen – soweit möglich

Die zweite Praktik, die Begrenzung der gleichzeitig begonnenen Arbeit, ist der Punkt, an dem die Methode ihre Meinung deutlich macht. Und gleichzeitig ein Punkt, der gerade auf Teamebene oft besonders schwer umzusetzen ist und für den die anderen Praktiken häufig erst die Grundlage schaffen.

Die dritte Praktik hingegen, das Managen des Flusses, ist etwas, dass allein durch eine vorhandene Visualisierung der „realen“ Arbeitssituation oft schon fast von selbst zu entstehen scheint. Wenn auf Teamebene sichtbar wird, dass bestimmte Arbeit sich nicht weiterbewegt oder einzelne Spalten – und damit die dazugehörigen Bearbeitungsschritte – überfüllt sind, besteht auch eine viel bessere Möglichkeit, diese Blockaden aufzulösen und für einen gleichmäßigen Fluss zu sorgen. Hier kommt auch wieder die Begrenzung der parallelen Arbeit zum Tragen. Wenn wir den Fluss optimieren wollen, dürfen wir nicht zu viel Arbeit im System haben, weil sonst einzelne Arbeiten einfach zu wenig Zeit abbekommen.

Gerade in länger existierenden Arbeitsgruppen gibt es viele nicht ausgesprochene Annahmen darüber, wie die Arbeit passiert und welche Dinge zu welchem Zeitpunkt passiert sein sollten. Die vierte Praktik der Kanban-Methode, Vereinbarungen explizit zu machen, fordert dazu auf, genau diese nicht mehr ausgesprochenen Vereinbarungen bewusst zu machen und sie explizit festzuhalten.

Genau dadurch werden sie verhandelbar und änderbar und der Prozess kann sich weiterentwickeln. Bei konsequenter Nutzung der ersten Praktik bedeutet dies auch, dass die Absprachen an den Stellen im Prozess – also zum Beispiel auf dem Board – sichtbar gemacht werden, an denen sie relevant sind, sodass alle im Team sie vor Augen haben, wenn sie sich über den Fluss der Arbeit abstimmen.

Feedback-Schleifen erzeugen, um schneller handeln zu können

Dieses Abstimmen über den Fluss der Arbeit und die aktuellen Herausforderungen sind einer der Aspekte der fünften Praktik: das Erzeugen von Feedback-Schleifen.

Obwohl es viele Wege gibt, Feedback-Schleifen zu erzeugen – allen voran die Vermeidung von Zwischenlagern für halbfertige Arbeit auch für Wissensarbeit –, ist eine der häufigsten ersten Feedback-Schleifen ein regelmäßiges, meistens tägliches Treffen vor dem Board, in dem alle Beteiligten sich über den Zustand der Arbeit austauschen und gegebenenfalls auftretende Probleme adressieren.

Wenn es solche Treffen gibt, in denen der aktuelle Zustand des Systems von allen wahrgenommen werden kann, kann das Team auch auf den Zustand reagieren. Ohne diese Möglichkeit fließt die Information nicht zurück in das System und es gibt kein Feedback.

Die sechste und letzte Praktik fordert vor allem, dass vor einer Veränderung eine Annahme darüber vorhanden sein soll, was diese Veränderung bewirken wird. Und dass diese Annahme auch anhand von Zahlen überprüft und gegebenenfalls auch wieder rückgängig gemacht werden kann. Die Kanban- Methode bietet deshalb viele Metriken an, die dabei helfen, diese Zahlen in einer hilfreichen Weise zu bekommen.

Die wichtigste Metrik dabei ist die einfache Messung der Durchlaufzeiten und die Darstellung dieser Zeiten als Durchlaufzeitenverteilung. Durch Aussagen wie „In 80 Prozent aller Fälle sind Arbeiten dieses Typs innerhalb von zwölf Tagen durch das System geflossen“ wird eine ganz neue Zuverlässigkeit in der Verhandlung mit Anfordernden ermöglicht.

Mengen an Arbeit verhandeln mithilfe von Daten

Der größte Hebel entsteht, wenn Teams, die all diese Praktiken nutzen, dieses Wissen auch zur Verhandlung an den Endpunkten ihres Systems nutzen.

Die Kanban-Methode beruft sich vielfach auf die Warteschlangentheorie. Und eines der wichtigen mathematischen Gesetze aus diesem Bereich beschreibt das Verhältnis von Durchlaufzeiten zur Menge der Dinge im System. Wenn bekannt ist, wie die Durchlaufzeiten sind (Praktik 6) und wie viel Arbeit im System ist (Praktik 1) und wie oft Arbeit fertig wird (Praktiken 3 und 6), lässt sich errechnen, wie sich die Durchlaufzeiten durch mehr oder weniger Arbeit im System verändern. Und dank regelmäßiger Messungen kann man das im Allgemeinen sogar relativ frühzeitig nachweisen.

Mit diesen Informationen lassen sich sinnvolle Mengen an Arbeit mit den Anfordernden verhandeln – auf Basis von Zahlen statt auf Basis von Bauchgefühl. Und damit wird dann auch die zweite Praktik „das Begrenzen der Menge begonnener Arbeit“ sehr viel leichter umsetzbar.

Entspannte und leistungsfähige Teams durch Kanban

Mit der Nutzung all dieser Praktiken, die die Kanban- Methode ausmachen, bekommen Teams, die unter ständig wechselnden Anforderungen leiden, auch die Möglichkeit zurück, die Verantwortung dort zu lassen, wo sie hingehört. So ist es üblich, dass neue Anforderungen erst dann angenommen werden, wenn wieder Platz im System ist. Dieses Verhalten, das ziehende System, verbirgt sich hinter dem Begriff Pull-Prinzip.

Wenn aber von außen gefordert wird, doch mehr Arbeit in das System zu lassen, kann das Team aufgrund der vorhandenen Visualisierungen, der vereinbarten Menge an begonnener Arbeit und der vorhandenen Zahlen und Daten den Ball elegant an die Anfordernden zurückspielen. Dann muss auf deren Seite die Diskussion geführt werden, welche andere Arbeit aus dem System genommen werden soll, um die neue Arbeit zu beginnen. In den allermeisten Fällen bilden sich so ganz neue Muster der Zusammenarbeit. Und selbst ohne grundlegend neue Prozesse oder Arbeitsweisen eingeführt zu haben, werden Teams dadurch, dass sie sich mit Hilfe der Kanban-Methode weiterentwickeln, zu souveräneren, leistungsfähigeren und entspannteren Teams.

 

 

Autor

Michael Mahlberg ist methoden-agnostischer Organisationsberater seit den 80er Jahren und Inhaber eines Unternehmens für Methodenberatung. Er verwendet einen Großteil seiner Zeit dazu, Kunden bei ihrer Suche nach effektiverer Arbeit zu unterstützen – häufig durch die Anwendung von Konzepten aus den Bereichen Lean, Kanban und Organisationsentwicklung.
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Business-Ökosysteme erschaffen sich nicht von selbst. Deren Akteure verknüpfen sich nicht automatisch, um zusammenzuarbeiten. Es muss genau verstanden werden, wer potenzielle Ökosystempartner sind , welche Rollen sie einnehmen und welche Fähigkeiten sie einbringen können. Dies thematisiert der Beitrag „Business-Ökosysteme schaffen“ von Michael Lewrick, Bestseller-Autor, Speaker und Experte für Wachstums- und Business-Ökosystem-Strategien.

„Am Ende geht es um das große Ganze“

Sophie von Saldern hat lange professionell Basketball gespielt, bevor sie in die freie Wirtschaft wechselte. Heute ist sie Global Head of HR bei Covestro und spricht im Interview darüber, was Spitzenteams ausmacht, warum Feedback wichtig ist und was in Sachen Teamarbeit die Wirtschaft vom Sport lernen kann.

Frau von Saldern, Sie haben bis 2007 sehr erfolgreich Basketball gespielt. Sie waren Nationalspielerin und haben mehrmals mit ihrem Team die Deutschen Meisterschaften gewonnen. Wenn Sie Ihre Zeit im Basketball ganz allgemein mit Ihrer heutigen Arbeit in der freien Wirtschaft vergleichen: Was vermissen Sie heute am meisten?
Die Erfolgsgefühle, die mit völliger körperlicher Erschöpfung verbunden waren, das fehlt mir schon. Die Momente, in denen der Körper von Glückshormonen durchströmt wurde. Das ist in der Corporate-Welt doch deutlich abgeschwächter. Wenn wir in die Unternehmenswelt blicken, dann gibt es sehr viel mehr Schattierungen zwischen schwarz und weiß bei der Bewertung von Erfolg und Leistung.

Manche ehemalige Sportler und Sportlerinnen, die heute in der freien Wirtschaft tätig sind, sagen, ihnen fehle das direkte Feedback, das sie aus dem Sport kennen. Können Sie das nachvollziehen?
Absolut. Das Feedback im Sport ist unmittelbar, direkt und geradeheraus. Leistungssportlerinnen und Leistungssportler erhalten den ganzen Tag über Feedback, denn genau das ist der Job des Trainers: kontinuierliche Rückmeldung. Daraus entwickelt sich eine verinnerlichte Leistungsorientierung. Die Frage, an welchen Stellen ich noch besser werden kann, das Tausendfache Wiederholen einer Bewegung bis zur Perfektion, die am Ende nie wirklich erreicht wird. Das stetige Feedback des Trainers, das immer wieder den Fehler in den Blick nimmt: Das alles führt zu einer Einstellung, die geprägt ist durch permanentes „an sich arbeiten“ und persönliches Wachstum, „sich weiterentwickeln wollen“.

In der Unternehmenswelt setze ich mich als Personalerin dafür ein, dass das Feedback bei der Führungskräfteentwicklung sinnvoll in einem Gespräch eingerahmt wird. Unsere Führungskräfte werden sehr gut darauf vorbereitet, kritisches Feedback wertschätzend zu formulieren. Spontaneität geht hierdurch verloren und die Feedback-Frequenz sinkt. Das ist natürlich wichtig, weil im Arbeitsumfeld eine ganz andere Dynamik herrscht, ein ganz anderer Ton und eine andere Sprache als im Sport.

Manchmal frage ich mich jedoch selbstkritisch, ob die unmittelbare Bewertung einer Leistung wieder gezielter gefördert werden muss, beispielsweise zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden. Sprich: Wie schaffen wir eine Vertrauensbasis, die so stabil ist, dass sie spontanes negatives Feedback ohne Einleitung und Einrahmung aushält?

Was macht Ihrer Einschätzung nach generell ein gutes Team im Basketball aus?
Kurz und knapp: Ein gutes Team besteht aus uneigennützigen Einzelspielern, die sich bewusst dem gemeinsamen Ziel unterordnen, die ihre Rolle kennen und diese akzeptieren. Etwas weiter ausgeholt: Natürlich besteht ein gutes Team aus hervorragenden, genialen und ehrgeizigen Einzelspielern und Einzelspielerinnen, die ihr Können unter Beweis stellen müssen. Jede Spielerin hat ihre Rolle, ihre Talente, ihre Stärken. Ein Team muss sich reiben, denn durch diese Reibung wird es besser. Das Individuelle wird ausgelebt und manchmal auch ausgetragen. Genauso arbeitet jede Einzelne auch für sich an der persönlichen Weiterentwicklung, Tag für Tag.

Und was unterscheidet die absoluten Spitzenteams im Basketball vom Rest? Sind es am Ende doch geniale Einzelspielerinnen?
Am Ende geht es um das große Ganze, das Ziel lautet: gewinnen. Spitzen-Teammitglieder fordern sich heraus und spornen sich dadurch in der Vorbereitungsphase an, damit jede oder jeder das Beste aus sich herausholt. Sobald es aber um das große Ziel geht, sprich, ein Spiel zu gewinnen, zeichnen sich die Spitzen-Teams dadurch aus, dass jede Einzelne, jeder Einzelne sich zurücknimmt, genau die eigene Rolle kennt, ausfüllt und so zum gemeinsamen Teamerfolg beiträgt. In den Top-Mannschaften schaffen es diese ehrgeizigen Ausnahmetalente, als Team stark zu sein und das Einzelkämpfertum im entscheidenden Moment hinter sich zu lassen. Die gemeinsame Vision ist wichtiger als die individuelle Eitelkeit.

Wenn Sie einmal an Teams bei Covestro denken und im Besonderen an interdisziplinäre Teams: Was können diese bezüglich guter Zusammenarbeit vom Teamsport wie dem Basketball lernen?
Wir müssen zum Beispiel verstehen, dass Teams dynamisch sind. Es ist in Ordnung, viel zu diskutieren, konstruktive Kritik zu üben und andere Teammitglieder damit auch ab und an zu „challengen“. Innerhalb der Teams ist Wettbewerb positiv – aber in den alles entscheidenden Momenten muss das Team zusammenhalten. Ich muss also als Teammitglied genau wissen, in welcher Phase des Projektes sich mein Team befindet, damit ich das Verhalten des Teams in den richtigen Kontext setzen und deuten kann.

Die Lernkurve liegt darin, zu verstehen, wann wir uns selbst hintenanstellen und anderen die Bühne überlassen, um gemeinsam zu glänzen. Und wann es gilt, Verantwortung zu übernehmen und zu zeigen, dass der Erfolg des Teams wichtiger ist als Einzelleistungen.

Was wir außerdem lernen sollten: Leistung ist kein stabiles Konstrukt. Es gibt entscheidende Momente, da müssen wir Leistung abrufen können. Der Sportvergleich macht es deutlich: Ein Training erfordert eine andere Leistung als ein Spiel, ein Spiel wieder eine andere als eine Meisterschaft, und so weiter. Im Unternehmen herrscht oft die Vorstellung, Leistung sei stabil. Dies entspricht für mich einfach nicht der Realität der Leistungserbringung. Jede Sportlerin und jeder Sportler kennt gute und schlechte Trainings, Wochen oder gar ganze Saisons. Sogar innerhalb eines Tages kann die Leistung schwanken. So volatil ist Leistung am Ende.

Welche Rolle spielen generell Teams für die Kultur und die Wertschöpfung von Covestro? Würden Sie sagen, die Bedeutung von Teams hat sich in den vergangenen Jahren verändert?
Ja, die Bedeutung von Teams und Teamkonstellationen hat sich aufgrund der Komplexität der Welt massiv verändert. Ich bin fest davon überzeugt, dass viele Entscheidungen nicht mehr von Einzelpersonen getroffen werden können. Eine Vielfalt an Perspektiven ist unabdingbar, um gute Entscheidungen zu treffen, in denen viele Blickwinkel reflektiert werden. Diverse Teams spielen daher eine riesige Rolle für Covestro, da es die Diversität unserer Mitarbeitenden braucht, um globalen Herausforderungen und Entscheidungen gerecht zu werden.

Digitale Produkte, Prozesse, Geschäftsmodelle: Covestro steckt mitten in einer digitalen Transformation. Wie verändert die Digitalisierung die Teamarbeit bei Covestro?
Die Digitalisierung führt zu Veränderungen auf ganz vielen Ebenen. Durch digitale Prozesse können wir Innovationen und Weiterentwicklungen viel schneller vorantreiben. Aber, wie schon beschrieben, verändern sich ebenfalls die Anforderungen an jeden Einzelnen. Wir müssen Digitalisierung in jedem Punkt mitdenken, von Mitarbeitendenkommunikation über das Nutzen digitaler Tools, von den Bedürfnissen der Mitarbeitenden bis hin zum Begleiten eines steten Transformationsprozesses.

Und welche Kompetenzen müssen Mitarbeitende heute vor allem mitbringen, um erfolgreich in agilen Teams zu agieren?
Das Thema Agilität ist wichtig, aber hier gibt es für mich derzeit zu viele Buzzwords. Eine Kompetenz, die deutlich stärker ausgeprägt sein muss, ist, die hohe Frequenz hinsichtlich veränderter Rahmenbedingungen erfolgreich zu managen. Dies bedeutet unter anderem, sich emotional auf ein beschleunigtes Veränderungstempo einzulassen, und dabei in der Lage zu sein, richtige Entscheidungen zu treffen und ein Team zusammenzuhalten. Es geht ja nicht um ein Projektmanagement, dass plötzlich agil ist, sondern die steten Veränderungen, die alles betreffen, was wir in unserem betrieblichen Alltag erleben.

Welche Angebote gibt es vonseiten der HR , damit Teams bei Covestro in diesen herausfordernden Zeiten erfolgreich handeln können?
Derzeit arbeiten wir an einem Programm, dass die Befähigung zur Transformation stärken soll. Wir wollen der Belegschaft Möglichkeiten zum individuellen Upskilling bieten, damit Kompetenzen, die zukünftig an Wichtigkeit gewinnen, möglichst früh erlernt werden. Hierzu starten wir konzernweit ein Transformation-Enablement-Programm.

Würden Sie sagen, die Personalentwicklung bei Covestro hat einen ausreichenden Fokus auf Teamentwicklung? Oder liegt der Fokus ausschließlich auf den Individuen?
Das ist eine schöne Frage. Ich sehe das so: Die Entwicklung startet natürlich beim Individuum. Jede Einzelne, jeder Einzelne sollte sich die Frage stellen, welche Rolle sie oder er im Kontext des Teams hat. So kommt schnell die Frage auf, was man selbst zum Erfolg des Teams beitragen kann. Hier werden also beide Seiten der Medaille betrachtet. Denn nur, wenn ich mich als Individuum reflektiere und weiterentwickeln kann, tue ich das auch in meiner Rolle als Teammitglied.

So ziemlich jeder und jede sagt, er oder sie arbeite gerne im Team. Trifft das auf Sie auch zu?
Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, nicht im Team zu arbeiten! Bei jedem Erfolgserlebnis, aber auch bei Misserfolgen, spüre ich den Impuls, dies sofort mit dem Team teilen zu wollen. Das Team ist meine Energiequelle und ein ganz wesentlicher Faktor, wieso mir mein Job so viel Spaß bereitet.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

 

Autorin

Sophie von Saldern ist Diplom-Ökonomin und hält einen Master in Arbeits- und Organisationspsychologie. Als Global Head of Human Resources verantwortet sie die globalen Personaltätigkeiten der Covestro AG. Die ehemalige Basketball-Nationalspielerin engagiert sich unter anderem im „Verein Sportler für Organspende“ (VSO), ist Botschafterin der Sportstiftung NRW und unterstützt den Verein Basketball Aid, der krebskranken Kindern hilft.
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Teamarbeit gibt es in jeder Organisation – aber nicht jede ist erfolgreich. Wie unterscheiden sich die guten Teams von den anderen? Drei Experten beantworten dies im Beitrag „Was macht ein gutes Team aus?“.

Für die einen Allheilmittel, für die anderen völlig überbewertet: Tools und Methoden im Change. Wir fühlen Expertinnen und Experten auf den Zahn und wollen ihre Sicht der Dinge sowie einige Tipps erfahren. Diesmal fragen wir Annette Malmann.

Mal ehrlich, Tools und Methoden werden im Rahmen von Veränderungen überschätzt! Richtig?

Hundert Prozent ja! Es gibt viele bewährte oder innovative Tools in der Change-Welt. Sie mit detektivischem Spürsinn zu finden, einzusetzen, zu verändern und wieder neu auszuprobieren, das ist der Spaßfaktor.

Vor alldem stehen aus meiner Perspektive allerdings das Fragen, Verstehen, Hypothesen bilden und überprüfen und das Wiederneudenken. Wenn ich hier meine Hausaufgaben richtig gemacht habe, dann fallen die Tools wie von selbst „vom Band“. Das ist die Denk- und Fühlarbeit vorab und es ist richtig Arbeit.

Haben Sie den Eindruck, Führungskräfte in Unternehmen wollen ganz häufig vor allem konkrete Tools, Formate oder Methoden an die Hand bekommen, wenn es um das Gestalten von Veränderungen geht?

Führungskräfte sind generell kluge Menschen – wie die Mitarbeitenden auch. Sie suchen nach schnell funktionierenden Lösungen, die ihnen bei der Bewältigung heutiger und zukünftiger Aufgaben helfen. Daher kann ich den Wunsch nach konkreten Tools sehr gut verstehen. Meiner Erfahrung nach hilft es, sich Zeit für das Gespräch und die Auftragsklärung zu nehmen. Ich wünsche mir, dass wir als Experten und Expertinnen im Change und in der Transformation dabei die Sprache des Business sprechen. Sonst erzeugen wir auch negative Effekte, beispielsweise wenn erfahrungsorientiertes Lernen ohne ein sauberes und zielgerichtetes Debriefing zu „Können wir noch ein Spiel machen?“ wird und wir Lern- und Veränderungschancen ungenutzt lassen.

Wie können Methoden und Formate helfen, Kulturwandel voranzutreiben?

Passende Methoden können helfen, Abstraktes erfahrbar zu machen und ein Gefühl von „nicht mehr“ und „noch nicht“ zu erzeugen, also ein Gefühl von „zwischen Baum und Borke“. Sie helfen dabei, zu erkennen, wie es nicht mehr geht, also das Störgefühl besprechbar und somit bearbeitbar zu machen. Und sie unterstützen dabei, mindestens den Hauch davon zu erschnuppern, wie es sein könnte. Das gilt gleichermaßen für Change wie für Transformation.

Sie sind bei Oerlikon Textile Head of Talent and Organizational Development. Wie viel organisationaler Wandel lässt sich über ein Talentprogramm anstoßen?

Talent und Organizational Development bedingen sich gegenseitig. Ich brauche die Talente, um Wandel gemeinsam zu gestalten und Impulse zu setzen und Change auch ganz konkret umzusetzen. Gleichzeitig lernen Talente, wie wichtig Change ist. Wir haben in unseren Talentprogrammen Business-bezogene Projektarbeit unter realen Bedingungen fest verankert. So fördern wir internationales, funktionsübergreifendes und diverses Zusammenarbeiten im Netzwerk auf ein Ziel hin. Auch Stakeholder Management ist ein wichtiger Bestandteil. Wir bleiben dabei aber nicht auf der individuellen Ebene, sondern schärfen ebenso den Blick für die Organisation beispielsweise mit den 9 Levels of Value Systems.

Man lernt ja doch hin und wieder die ein oder andere neue Methode oder einen neuen Ansatz in Bezug auf Organisationsentwicklung kennen. Wann hatten Sie diesbezüglich das letzte Mal ein Aha-Erlebnis?

In einem Team habe ich kürzlich eine Heureka-Sitzung ausprobiert. Dabei haben alle ohne Verwertungsabsicht von Themen berichtet, die sie in der letzten Zeit fasziniert haben. Eine Kollegin hat dabei über eine Serie berichtet zum Thema Profiling. Darüber sind wir auf die Fragestellung gekommen, ob unsere PE- und OE-Angebote, zum Beispiel Trainings- oder Workshop-Zeiten, auch zur Realität der Teilzeitkräfte passen: nein, nicht gut genug. Wir werden die Angebote nun entsprechend anpassen. Hätten wir da auch von allein draufkommen können? Ja, hätten wir. Sind wir aber nicht. Absichtlich verwertungsfrei und ohne Druck zu starten, hat Raum für Kreativität geschaffen. Das möchte ich gerne demnächst in einem größeren Kontext ausprobieren, in dem eine Reizwortanalyse zu künstlich wirken könnte.

Und bei der Anwendung welcher Methode waren Sie zuletzt ganz besonders wirksam?

In einem Team, das sich sehr intensiv mit Transformation beschäftigt, haben wir als Intervention und um ein gemeinsames Bild der Realität und der Zukunft zu schaffen, einige Seiten einer Zeitschrift gestaltet. Diese haben wir genutzt, um unter der Prämisse einer erfolgreichen Transformation in der Zukunft auf das Jetzt zurückzublicken. Dabei wurden unterschiedliche Zeitschriften, wie zum Beispiel das ADAC-Mitgliedermagazin oder der Musikexpress, gewählt. Dieser Perspektivwechsel hat viel Energie freigesetzt und Lust auf die erfolgreiche
Transformation gemacht.

Welches Buch, welchen Podcast oder Video-Channel können Sie hinsichtlich Methoden und Tools im Change empfehlen?

Das bringt mich zum Schmunzeln, denn ich finde, überall gibt es Impulse zu Methoden und Tools. In jedem Roman, bei jedem Einkauf und auch bei jedem Fußballspiel. Ich muss nur genau gucken. Wenn die Mannschaft auf dem Platz zum Beispiel einen Hänger hat: Wer gibt welchen Impuls, um den Modus zu wechseln? Was funktioniert, was funktioniert auch nicht? Wie greift der Trainer oder die Trainerin ein? Und wie das umgebende System, sprich: die Fans? Welche Story wird nach dem Spiel erzählt?

Ich empfehle aber auch das Buch Komplexithode  von Niels Pfläging und Silke Hermann. Mir gefallen die vielen Anregungen, die Raum zum Selbstgestalten lassen.

Was braucht es vor allem, damit Trainings und Workshops eine nachhaltige Wirkung bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern erzielen?

Es gilt, den Transfer als integralen Bestandteil des Trainings oder Workshops einzubauen. Dies erst am Ende zu tun, ist meines Erachtens zu spät. Ich finde es auch wichtig, gesamthaft zu gucken. Was passiert vor, während und nach dem Workshop oder Training? Wer ist noch (indirekt) beteiligt und kann oder muss einbezogen werden? Und wie lege ich die Verantwortung in die Hände der Teilnehmerinnen und Teilnehmer? Denn da gehört sie meiner Meinung nach hin, auch wenn manchmal „methodisches Piksen“ hilfreich sein kann.

 

 

Autor

Annette Malmann
ist Head of Talent and Organizational Development bei Oerlikon Textile sowie Beraterin, Trainerin und Coach. Sie hat den St. Galler Leadership Award für das Potenzialprogramm erhalten.
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Ihnen hat das Format „Tools und Methoden im Change“ gefallen? Hier finden Sie einen weiteren Beitrag dazu: „Mal ehrlich: Veränderungsmotivation ist grundlegend“.

Die Geschäftsführung und drei Führungskräfte der Ebene darunter sitzen zusammen, um über geplante Veränderungen im Unternehmen zu sprechen. Man will ein neues ERP-System einführen, was Abläufe und Zusammenarbeit verändern wird. Von Kulturwandel ist auch die Rede. Die Belegschaft hat von den Veränderungen, die geplant sind, Wind bekommen. Viele Mitarbeitende sind unzufrieden. Das System soll eigentlich in den kommenden Wochen ausgerollt werden. Projektleiter und Geschäftsführung sehen allerdings den Erfolg gefährdet. Die Runde ist unschlüssig, wie man am besten vorgehen soll.

Nach einigen Minuten des Schweigens grinst der Vorsitzende der Geschäftsführung. „Ich hab’s“, sagt er. Alle anderen schauen ihn erwartungsfroh an. „Wir müssen die Mitarbeitenden beteiligen.“ Anerkennendes Nicken in der Runde. Der Heilige Gral scheint gefunden.

Eine solche Situation findet in vielen Unternehmen so ähnlich statt: Das Beteiligen der Mitarbeitenden soll das Vorhaben zum Erfolg führen, ohne dass man genau weiß, was das bedeutet. Die Idee ist ja auch nicht schlecht: Die Beteiligung steht meist ganz oben auf der Liste, wenn von den wichtigsten Erfolgsfaktoren bei Veränderungen die Rede ist.

Alle verstehen etwas anderes unter „Beteiligung“

Wenn wir davon ausgehen, dass eine tiefgreifende Veränderung in den Führungsetagen initiiert wird, dann ist die Beteiligung der Mitarbeitenden natürlich grundsätzlich eine gute Sache. Die Forschung zeigt, dass Menschen Wandel eher akzeptieren, wenn er ihnen nicht einfach übergestülpt wird, sondern sie sich in irgendeiner Form daran beteiligen können. Das ist verständlich. Wer will als erwachsener Mensch schon fremdbestimmt werden.

Wahrscheinlich ist jedoch, dass die Teilnehmer:innen des oben erwähnten Meetings sehr unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was unter „Beteiligung“ zu verstehen ist: Der eine will nur über das Projekt informieren, ein anderer hingegen vielleicht sogar die Mitarbeitenden die Software aussuchen lassen.

Erst wenn es konkret wird oder die Maßnahmen auch verschriftlicht werden, zeigen sich die Differenzen. Klar ist: Lediglich über das Vorhaben zu informieren, reicht nicht. Beteiligung heißt, mitzuwirken. Mitarbeitende führen dann nicht nur aus, sondern gestalten mit, nehmen Einfluss auf ein Ergebnis.

Zwischen Mitarbeitenden und Führung muss jedoch deutlich werden, wo und wie Beteiligung möglich ist – und wo eben nicht. Der Rahmen muss gesetzt sein und es darf keine Scheinbeteiligung geben. Denn man kennt das ja: Es werden Ideen der Mitarbeitenden eingesammelt, aber anschließend hören diese nie wieder was von der Geschäftsführung.

Im Falle des ERP-Systems könnte der strategisch gesetzte Rahmen durch die Geschäftsführung unter anderem sein, dass man eine cloud-basierte Software einsetzt und ein integriertes Prozessmodell entstehen soll. Die wichtigsten Geschäftsprozesse werden end-to-end beschrieben.

Ob die Zusammenarbeit allerdings später dann auch funktionsübergreifend gelebt wird, das ist abhängig von den Mitarbeitenden und deren Offenheit, sich mit Kollegen und Kolleginnen zu vernetzen. Eine frühzeitige Beteiligung am Projekt ist dafür eine gute Voraussetzung, damit das wahrscheinlich wird. Beispielsweise könnten Prozesse von Repräsentant:innen der Teams gemeinsam gestaltet werden. Und auch die anderen, die nicht die Prozesse gestalten, können Feedback geben und Ideen einbringen, um die Zusammenarbeit zu verbessern.

Und das ist gut so: Schließlich sind es erwachsene Menschen, die ihren eigenen Arbeitsbereich am besten kennen und häufig ein sehr gutes Gefühl dafür haben, wo es drückt und wie es besser werden kann. Es wäre also ziemlich dumm, die Mitarbeitenden nicht zu beteiligen. [JCW]

Teamarbeit gibt es in jeder Organisation – aber nicht jede ist erfolgreich. Wie unterscheiden sich die guten Teams von den anderen? Wir haben nachgefragt.

Dialog als Kernprozess

„Ein starkes Team erkennt man daran, dass dort eine Kultur der aktiven Kooperation und transparenten Kommunikation herrscht, die zu wirklich produktiven Arbeitsprozessen führt. Der Dialog ist der Kernprozess moderner, zukunftsgerichteter Organisationen und Teams. Gelingt es den beteiligten Personen, produktive Gespräche als einen zentralen Kernprozess zu implementieren und
zu nutzen, so findet nicht nur eine Vermehrung von intellektuellem und sozialem Kapital im Team bzw. in der Organisation statt, sondern es entsteht auch ein Wettbewerbsvorteil in einer zunehmend vernetzten und dynamischen Welt. Starke Teams sind aufmerksam für Veränderungen und können ihren Kurs gemeinsam schnell und angemessen korrigieren und neue Lösungen entwickeln, ohne
sich in ihrem Kern verunsichern zu lassen. Mit wertschätzenden Interviews kann die Organisation die bereits vorhandenen Stärken des Teams entdecken und ausbauen.“

 

 

Dr. Maike Reese
systemische Prozessberaterin und  freiberufliche Organisationsberaterin für Führungskräfte und Teams

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Schnell anpassen und lernen

„Noch nie war ein gutes Team so wichtig wie heute. Besonders in der aktuellen Zeit braucht es einen Ort, an dem man sich zugehörig fühlt und an einer gemeinsamen Vision arbeiten kann. Dafür sind aus meiner Sicht diverse Persönlichkeiten in einem Team essenziell. Erst durch vielfältige Denkweisen und Erfahrungen kann ein Team sich gegenseitig „challengen“, unterschiedliche Perspektiven einnehmen und Argumente schärfen, um am Ende gemeinsam zum Erfolg zu kommen. Ziel ist dabei, dass jede:r der bzw. die Beste seiner selbst sein kann. Das ist nur möglich, wenn Vertrauen die Basis ist. Gerade jetzt muss man oft mit anderen oder neuen Rahmenparametern umgehen können. Hier zeigt sich, wie stark ein Team wirklich ist. Es geht darum, sich schnell an neue Situationen anzupassen, gemeinsam zu lernen und sich gegenseitig zu unterstützen. Je besser die Zusammenarbeit, desto besser sind also die Ergebnisse.“

 

 

Friderike Schröder
CHRO bei Ratepay, verantwortlich für die Themen People und Organisation

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Raus aus der Komfortzone

„Ein gutes Team ist vor allem eines: divers! Denn nur durch Diversität kann es gelingen, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen und nicht im eigenen Konsens-Dunst miteinander zu verschmelzen. Man weiß schon lange, dass mehr Diversität zu mehr (wirtschaftlichem) Erfolg führt; trotz allem entscheiden sich die meisten Menschen noch immer für die Komfortzone. Denn mit Menschen aus der gleichen Blase ist es einfach bequemer. Unbequem wird es meist (zumindest anfangs), wenn man über seinen Tellerrand hinausschauen muss, auf blinde Flecken aufmerksam gemacht wird und ein Diskurs nicht in einem Konsens endet. Aber: Man kann diesen Muskel trainieren, zum Beispiel das Konsent-Prinzip ausprobieren (die Frage nach Nein-Stimmen bzw. schwerwiegenden Einwänden) und sich somit trauen, neue Wege als Team zu gehen, auf die man allein niemals gekommen wäre. Und das lohnt sich immer, denn neue Wege führen zu neuen Lösungen.“

 

Virginia Thrun
systemischer Coach, Referentin und Geschäftsführerin der New Work People GmbH

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