Schlagwortarchiv für: Ausgabe 02/2023

Die rasanten Veränderungen der neuen Arbeitswelt verlangen den Menschen Mut, Flexibilität, Kreativität und Durchhaltevermögen ab. Vor allem aber braucht es heute und morgen die Fähigkeit, agil und in die Arbeit integriert zu lernen, um weiterhin erfolgreich zu sein. Mit einer agilen Lernkultur schaffen Organisationen den passenden Rahmen für New Learning – besonders hilfreich sind dabei sogenannte Lernhacks.

Weil wir das allermeiste durch und während unserer Arbeit sowie im Austausch mit anderen lernen, verändert sich auch die Perspektive von Organisationen auf das Lernen: Anstatt Lernen vor allem mit der Wahrnehmung formalisierter Lernangebote (Kurse, Seminare, E-Learning) gleichzusetzen, kommen insbesondere auch Handlungen des sozialen und informellen Lernens in den Blick, also des Lernens durch die Arbeit und die mit ihr einhergehenden Begegnungen und Herausforderungen. Dies ist vor dem Hintergrund der stetig wachsenden Anforderungen und Veränderungen der Arbeit auch notwendig und bietet zudem neue Chancen für das wirksamere Lernen durch die Einführung agiler Praktiken, Prozesse und Werte.

Prägende Faktoren der agilen Lernkultur

Eine agile Lernkultur ist gekennzeichnet durch drei Faktoren:

  • Das Konzept des Lernens im Unternehmen entwickelt sich iterativ (weiter) und folgt selbst agilen Methoden, Prozessen und Werten.
  • Arbeiten und Lernen werden nicht mehr getrennt betrachtet, sondern verschmelzen im Alltag.

Der Begriff der „Agilen Lernkultur“ steht für diesen umfassenden Blick auf das arbeitsintegrierte Lernen und beschreibt die Gesamtheit aller Einstellungen, Haltungen, Konventionen, Werte, Praktiken und Prozesse, die das Lernen in einer Organisation fördern und prägen. Damit geht agile Lernkultur über die zumeist formellen Qualifizierungsangebote weit hinaus. Es kommen ganz neue Fragen in den Blick, die das Lernen im Unternehmen prägen – positiv, indem sie Lernen fördern, oder negativ, indem sie das Lernen hemmen.

Als erste Orientierung kann das Lernkultur-Framework dienen, das auf die drei Ebenen der Organisationen fokussiert und in je drei Feldern Reflexionsanlässe und Aktivitäten vorschlägt, um in diesem Bereich das Lernen weiterzuentwickeln (siehe Abbildung 1).

Die agile Lernkultur in der Organisation fördern

Mit Geduld, Beharrlichkeit, kreativen Ideen, einer Priorisierung von Unternehmensbereichen, Zielgruppen und Aktivitäten sowie einer Bereitschaft zu scheitern, daraus zu lernen und dann neue Wege zu gehen, können die Verantwortlichen einen Rahmen schaffen, in dem eine agile Lernkultur wachsen kann.

Die folgenden Schritte können dabei helfen, mit einer reflektierten Strategie (siehe Abbildung 1) möglichst konkrete Aktivitäten erfolgreich umzusetzen:

  1. Lernkultur verstehen:

    Machen Sie sich mit Konzepten und Strategien des Lernens vertraut und reflektieren Sie Ihre Rolle und insbesondere Ihre aktuellen Herausforderungen und zukünftigen Veränderungsabsichten.

  2. Lernkultur beobachten:

    Gehen Sie in die Organisation und beobachten Sie, was, wo, wann, wie durch wen gelernt wird. Bilden Sie den Status quo ab.

  3. Lernkultur strategisch einordnen:

    Leiten Sie aus Ihren Beobachtungen eine Strategie ab und definieren Sie erreichbare Ziele für einen definierten Zeitraum.

  4. Lernkultur in Aktivitäten überführen:

    Setzen Sie Prioritäten und sammeln Sie Erfahrungen, indem Sie Aktivitäten des Lernens ausprobieren, die zum Beispiel bisher in Ihrem Unternehmen unbekannt sind (beispielsweise ein Learning-Festival).

  5. Lernkultur überarbeiten:

    Überarbeiten Sie stetig Ihre Strategie, haken Sie Ziele ab und setzen Sie sich neue. Beginnen Sie auch damit, das Streuen Ihrer Bemühungen in die Breite der Organisationen zu orchestrieren.

  6. Lernkultur promoten:

    Sprechen Sie über Lernen in vielfältiger Weise und machen Sie Lust bei Mitarbeitenden darauf, sich dem neuen Lernen zu öffnen und etwas auszuprobieren.

Lernhacks – Routinen für das eigenverantwortliche Lernen

Und vor allem Mitarbeitenden Anregungen, Tipps und Tools an die Hand zu geben, damit sie wiederum ihr eigenes Lernen angehen können. Dafür bieten sich Lernhacks an: Lernhacks sind Routinen, Tipps, Tricks und Tools, die helfen, Klarheit über die eigenen Lernziele zu gewinnen, einen individuellen Lernplan zu entwickeln und ihn nachhaltig – und erfolgreich – zu verfolgen.

Über die aktuellen Lernvorhaben hinaus helfen sie Mitarbeitenden und Führungskräften dabei, souveräne, eigenverantwortliche Lerner bzw. Lernerinnen zu werden. Damit inspirieren diese praktischen, an agilen Prinzipien ausgerichteten Tools, dazu, im Alltag verstärkt zu lernen. Mit Blick auf die in der Abbildung 2 dargelegte Struktur einer agilen Lernkultur sind die Lernhacks ein großer Hebel, um das neue Lernen in der Organisation zu verankern und voranzubringen.

Lernhacks gründen auf dem Ansatz der Meta-Kognition, also der Erkenntnis, dass Lernen umso wirksamer ist, wenn es nicht nur als Auseinandersetzung mit dem Inhalt erfolgt, sondern zugleich – auf einer Meta-Ebene – als Reflexion darüber, was man lernen möchte und warum, wie man sich vornimmt zu lernen, wie sich der eigene Lernprozess gestaltet und wie man ihn noch besser gestalten könnte.

Keine großen Budgets und aufwendige Planung

Lernhacks setzen in der Organisation am Alltag der Mitarbeitenden an. Sie benötigen keine großen Budgets und aufwendige Planung, sondern können schnell und effizient geteilt werden: sei es digital in einem Newsletter, während eines Trainings oder analog als Toolbox über die Hauspost. Weil Lernhacks für sehr unterschiedliche Szenarien und Zielgruppen verfügbar sind, können sie ideal je nach Reifegrad der agilen Lernkultur in einer Organisation genutzt werden.

Lernhacks sind wirksame Tools für das agile, eigenverantwortliche Lernen. Um langfristig eine agile Lernkultur auf allen Ebenen der Organisation zu etablieren, sollten aber auch weitere Faktoren betrachtet werden, die wesentlich sind, damit das neue Lernen gelingt:

  • Die kollektive Kraft des Lernens:

    Zunehmend gerät das Lernen im Team in den Fokus.
    Wie können Teams das Wissen und Können aufbauen, das sie benötigen, um auch zukünftig erfolgreich zu sein?

  • Die Gestaltung einer lernförderlichen Arbeitsumgebung:

    Wie können die Arbeit selbst, ihre Prozesse und der Raum gestaltet werden, um lernfördernd zu wirken?

  • „Micro Learning“ versus „Slow Learning“:

    In welchem Maße sollten Lernangebote und -aktivitäten „on demand“ zur Verfügung stehen, um aktuelle Lernbedarfe zu bedienen? Inwiefern ist es sinnvoll, ganz im Sinne eines „Deep Focus“ Lernen nicht als „Fast Learning“ zu begreifen, sondern als bewusst langsame Tätigkeit, die eine tiefere Wirksamkeit entfaltet?

  • Die Wirkmächtigkeit der Führungskräfte:

    Welche Bedeutung haben Führungskräfte und ihre sich verändernde Rolle als Lernbegleiter:innen, Lernvorbilder und Lerngestalter:innen für die erfolgreiche Etablierung einer agilen Lernkultur?

  • Die Netzwerkrolle von „Learning & Development“ und People Manager:innen als Verantwortliche für Lernkultur:

    Wie können die veränderte Rolle von Personalentwickler:innen und Organisationsentwickler:innen zu „Learning Culture Manager:innen“ gestaltet werden? Wie kann HR über den aktuell noch engen, originären Zuständigkeitsbereich hinaus wirken und diverse Stakeholder einbinden? Was braucht ein Team, um Lernkultur-Initiativen in anderen Change-Initiativen zu verankern?

Die Neu-, Aus- und Umgestaltung des Lernens in einer Organisation hin zu einem agilen Lernen mit einem veränderungswilligen und -fähigen kulturellen Rahmen ist eine große Aufgabe und sollte nicht allein von Verantwortlichen der Personal- und Organisationsentwicklung forciert werden.

Autoren

Dr. Thomas Tillmann
unterstützt Organisationen und staatliche Akteure bei der Realisierung innovativer Lern- und Bildungsstrategien. Erist Gründer der Lernhacks GmbH und Vorstand der Stiftung Rechnen. Außerdem ist er Keynote Speaker und war früher als Berater bei McKinsey tätig.
»Thomas bei LinkedIn

Jan Schönfeld
ist Gymnasiallehrer, Dozent, Keynote Speaker sowie zertifizierter Agiler Lerncoach. Jan Schönfeld ist außerdem Autor von verschiedenen Büchern zum Thema Lernen. Er entwickelt agile Lernformate für Organisationen und ist zudem ebenfalls Gründer der Lernhacks GmbH.
»Jan bei LinkedIn

Eine Menge Kompetenzen werden wichtig sein, um in der Arbeitswelt von morgen bestehen zu können. Aber welche Kompetenz sollte ganz besonders hervorgehoben werden? Die Antworten finden Sie im folgendem Beitrag „Kompetenzen für die Arbeitswelt von morgen“.

Für die einen Allheilmittel, für die anderen völlig überbewertet: Tools und Methoden im Change. Wir fühlen Expertinnen und Experten auf den Zahn und wollen ihre Sicht der Dinge sowie einige Tipps erfahren. Diesmal fragen wir Katja Manski.

Mal ehrlich, Tools und Methoden werden im Rahmen von Veränderungen überschätzt! Richtig?

Ich kann nur mit Nachdruck sagen: Ja, stimmt. Ich habe zahlreiche Qualifizierungen für Change-Begleiter:innen, HR-Business-Partner:innen und für Führungskräfte der Deutschen Bahn konzipiert und moderiert. Dabei erlebe ich immer wieder, dass vor allem neue Tools und Methoden der Gradmesser für die Zufriedenheit mit Qualifizierungen sind. Danach kann ich mich natürlich richten. Dennoch bleibt das wichtigste Tool von guten Berater:innen vor allem eines: das Gespräch.

Tools und Methoden werden also meines Erachtens überschätzt, dagegen wird die Rolle einer guten Change-Begleitung unterschätzt. Unsere Profession bietet eine eigene Sichtweise, die für das Gelingen von Gruppenprozessen, von Veränderungsprojekten und Transformationen essenziell ist. Natürlich spielt dabei auch ein spezifisches Tool- und Methodenset eine Rolle.

Man lernt ja doch hin und wieder die ein oder andere neue Methode oder einen neuen Ansatz in Bezug auf Change und Transformation kennen. Wann hatten Sie diesbezüglich das letzte Mal ein Aha-Erlebnis?

Ein für mich neuer Ansatz, der mich vor ein paar Jahren wirklich nachhaltig fasziniert hat, ist die lösungsorientierte Kurzzeittherapie nach Steve de Shazer. Der Ansatz selbst ist schon viele Jahre alt und im Coaching weit verbreitet. Wir Organisationsentwickler:innen können daraus aber gerade heute viel lernen: Jedes Problem hat eine Ausnahme, und die Lösung des Problems liegt in dieser Ausnahme.

Für mich war interessant, dass viele Moderator:innen mit lösungsorientierten Methoden arbeiten, ohne aber deren Ursprung zu kennen: Denn Skalenabfragen und die Wunderfrage sind beides Methoden, die für mich für die lösungsorientierte Kurzzeittherapie stehen. Mein Aha-Erlebnis war die Wirkung von Skalenabfragen in Gruppenprozessen. Auch sehr pessimistische Gruppen bekommen so die Energie für einen produktiven Lösungsfindungsprozess, wenn es nicht mehr darum geht, ein Problem zu lösen, sondern (nur) einen Schritt in die richtige Richtung zu machen.

Ein zweiter Ansatz mit Aha-Erlebnis war für mich vor ein paar Monaten Spiral Dynamics, genutzt als Messinstrument für Organisationsentwicklungsprozesse. Faszinierend, wie gut das funktioniert, obwohl die Ursprungstheorie von Clare W. Graves und auch die Übertragung auf Organisationen durch Don Edward Beck und Christopher C. Cowan hochumstritten sind.

Sie treiben als Change Managerin und Kulturentwicklerin unter anderem Vernetzung und bereichsübergreifende Zusammenarbeit bei der Deutschen Bahn voran. Was ist das größte Hindernis dabei?

Die fehlende Fähigkeit und Bereitschaft, sich in andere wirklich hineinzuversetzen und das Problem als ein gemeinsames zu verstehen. Die Deutsche Bahn muss viele komplexe Prozesse mit zahlreichen Schnittstellen bewältigen, da wäre es gut, wenn man möglichst gemeinsam um die Verbesserungen ringen würde. Schuldzuweisungen im Konfliktfall, der Ansatz, vor allem den eigenen Garten sauber zu halten, oder das „Not Invented Here-Syndrom“ sind dagegen mehr als kontraproduktiv.

Was braucht es als ersten Schritt, um lang etablierte Verhaltensroutinen zu durchbrechen?

Ich bleibe bei Steve de Shazer: Wir müssen uns darauf konzentrieren, wann es uns schon mal gelungen ist, die störende Routine anders zu gestalten. Was waren da die Rahmenbedingungen und wie können wir diese wiederherstellen bzw. skalieren?

Wann waren Sie das letzte Mal ganz besonders wirksam als interne Beraterin?

Ich verantworte den Beteiligungsprozess zur „Starken Schiene“, die Strategie der Deutschen Bahn. Mitarbeitende entwickeln in diesem Beteiligungsprozess eigene „Ausbausteine“. Sie setzen also Themen, die aus ihrer Sicht die Deutsche Bahn besser machen.

Wir haben im vergangenen Jahr einen neuen Baustein auf den Weg gebracht, in dem es unter anderem um die engere Vernetzung von Fahrdienstleiter:innen und Lokführer:innen geht. Um dadurch Kommunikations- und Informationsprobleme zu lösen. Davor haben in einem von meinem Team moderierten Workshop Fahrdienstleiter:innen und Lokführer:innen in einem Theaterstück vorgespielt, wie es sich anfühlen würde, den Zug wirklich gemeinsam zu fahren und Rücksicht auf die Bedürfnisse des anderen zu nehmen. Ich habe den Entscheidern diese Erfahrung vor Augen geführt und konnte dazu beitragen, dass aus dem Anliegen wirklich ein Ausbaustein geworden ist, von dem alle Beteiligten jetzt besonders profitieren.

Welche Kompetenz sollte jeder Change Manager und jede Change Managerin auf jeden Fall mitbringen?

Fragen, Zuhören und den Mut, um Hypothesen zu bilden und auszusprechen.

Und wie umfangreich muss der Methodenkoffer sein?

Wir Change Manager:innen werden ja schon auch als Expert:innen für Methoden gerufen. Man sollte also immer ein paar gute und passende Methoden parat haben, um Gruppen ins Arbeiten zu bringen. Vor allem aber braucht man ein Gespür dafür, wie Abläufe von Veranstaltungen prinzipiell funktionieren und wie eine konkrete Gruppe auf den Einsatz einer bestimmten Methode reagiert. Was mich wirklich stört, ist die Angewohnheit mancher oft noch unerfahrener Kolleg:innen, sich hinter einer Methode und kleinteiligem Time Boxing zu verstecken.

Für mich ist das wie beim Gärtnern: Ich muss die Pflanzen und die Lebensräume in einem ersten Schritt erst mal kennen, sie dann aber in einem zweiten Schritt zu einem stimmigen Gesamtbild in einem Garten zusammenstellen und zum Wachsen bringen. Und selbst dann kann ich nicht alles beeinflussen.

Welches Buch haben Sie zuletzt rund um Change und Transformation gelesen?

Das Buch „Change mich am Arsch“ von Axel Koch, das einem noch mal die Augen öffnet, was Unternehmen Menschen eigentlich zumuten. Die Hauptbotschaft daraus ist für mich aber, wie wichtig es für jeden Einzelnen ist, in Veränderungsprozessen in die Gestalter:innen-Rolle zu kommen. Mehr Selbstwirksamkeit aller Beteiligten in einem Veränderungsprojekt oder einer Transformation sollte das Ziel jeder Change-Begleitung sein.

 

 

Autorin

Katja Manski
ist Leiterin der „Ausbausteine“ der Mitarbeitenden und Verantwortliche der Change-Grundsätze bei der Deutschen Bahn. Sie leitet zudem die Community der Changer:innen im Konzern, die in den verschiedenen Geschäftsfeldern des Unternehmens aktiv sind.
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Ihnen hat das Format „Tools und Methoden im Change“ gefallen? Hier finden Sie einen weiteren Beitrag dazu: „Mal ehrlich: Podcasts in der Transformation?“.

Wir fragen Menschen nach ihren Quellen der Inspiration und bitten sie, fünf davon mit uns zu teilen. Melanie Busch engagiert sich als Pro-Bono-Mentorin, liebt lange Spaziergänge und mag Menschen, die sich durch Werte und Prinzipien leiten lassen.

1 Walk und Talk

Spaziergänge sind eine wunderbare Möglichkeit, die Welt um uns herum zu erkunden und dabei gleichzeitig tiefgründige Gespräche zu führen. Sie bieten Raum für Offenheit und Flexibilität, da sich das Gesprächsthema ständig ändern kann und es keine starre Agenda gibt. Gespräche erlauben es uns, Verbindungen zu anderen Menschen aufzubauen und zu vertiefen, indem man sich gegenseitig inspiriert, hinterfragt und bestätigt. Ob mit Freunden, Familie oder Mentor:innen: Bei dieser Art des Miteinanderredens kann man sich wunderbar geistig und emotional bereichern.

2 Pro-Bono-Mentoring

Ich bin seit einem Jahr Pro- Bono-Mentorin auf mentoring-club.com und habe in dieser Zeit viele tiefgründige Gespräche mit spannenden Menschen geführt und dabei neue Perspektiven kennengelernt und viel über mich selbst erfahren. Jedes Mal, wenn ich einen Videochat mit einer Mentee starte, ist es, als würde sich ein Vorhang öffnen und es würden damit spannende, inspirierende und manchmal außergewöhnliche Fragen und Herausforderungen enthüllt. Ich freue mich jede Woche auf meine Mentoring-Stunde, die ich seither fest in meinen Zeitplan eingebaut habe.

3 Konzerte und Theater

Mindestens einmal im Monat besuche ich ein Konzert – meist Indie-Rock, manchmal auch Klaviermusik oder experimentelle Musik. Ab und zu gehe ich auch ins Theater. Es macht mich glücklich, die Künstler:innen zu beobachten, die sich voll und ganz ihrer Performance hingeben und das Publikum mitreißen. Das gemeinsame in Bewegung sein im Tanz oder im Theater ist etwas Besonderes. Es fühlt sich an, als wären wir alle verbunden und Teil einer Gemeinschaft.

4 Menschen mit Prinzipien

Menschen, die aus tiefen Überzeugungen heraus handeln und sich nicht von ihrem Weg abbringen lassen, beeindrucken mich sehr. Das können Freund:innen und Kolleg:innen sein oder auch Autor:innen, Schauspieler:innen, Aktivist:innen oder andere Persönlichkeiten, die ich durch Bücher oder Interview-Podcasts „kennenlerne“. Ein Beispiel dafür ist Andreas Tölke, der seinen Job als Journalist aufgegeben hat, um sein Leben voll und ganz der Unterstützung von Geflüchteten zu widmen (Be an Angel e.V.).

5 Portugal

Einer der schönsten Orte der Welt befindet sich 20 Kilometer entfernt von Aljezur an der Südwestküste von Portugal. Mehrere Male habe ich hier, inmitten von Eukalyptuswäldern, Bergen und kleinen Dörfern mit meinen Söhnen und meinem Mann Urlaub gemacht. Es gibt dort keinen Handyempfang, die Türen werden nicht abgeschlossen, das Essen wird aus dem Gemüse des eigenen Gartens hergestellt und der Tag startet mit einer Yogastunde. Die Erinnerung an die Stille dieses Ortes, die tiefen und oft lustigen Gespräche mit anderen Gästen bewegt und berührt mich nach wie vor.

 

 

 

 

Autorin

Melanie Busch
war als Expertin für verschiedene HR-Themen wie Personalentwicklung, Coaching und Training, strategisches Personalmanagement und Leadership-Beratung in diversen Unternehmen tätig und erweitert dieses Spektrum derzeit durch eine Ausbildung als Transformationsbegleiterin und Agility Coach.
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Ihnen hat das Format „Quellen der Inspiration“ gefallen? Hier finden Sie einen weiteren Beitrag dazu: „Quellen der Inspiration von Marcus Reif“.

Julia Küting über die Angst von Menschen, Bekanntes zu verlieren, die Aufgabe von Führung und über ihr verändertes Fahrverhalten.

Was sagen Sie Menschen, die sich vor Veränderungen fürchten?

Dass Veränderung nicht bedeutet, alles Vergangene aufzugeben. Viele Menschen haben Angst, in Veränderungsprozessen die Wurzeln, das Bekannte zu verlieren, weil sich Veränderungsprozesse oft stark auf das Neue fokussieren.

Das erweckt den Eindruck, dass alles „über den Haufen geworfen wird“ und „alles Alte schlecht war“. So radikal ist Veränderung aber selten. Sie kombiniert eher Neues mit Bestehendem.

Was würden Sie gerne noch lernen?

Kolleginnen und Kollegen in herausfordernden Situationen darin zu unterstützen, ihren eigenen Lösungsweg zu finden und so auch mein eigenes Spektrum zu erweitern. Aktuell schließe ich oft von mir auf andere, wenn ich um Rat gefragt werde. Ich würde gerne Methoden entwickeln, die mir dabei helfen, andere offener zu beraten.

Was kann gute Führung heutzutage noch leisten?

Es wird in Zukunft individuellere, flexiblere Ansätze für die Organisation und für Zusammenarbeit brauchen, weniger große, programmatische Initiativen. Hier sind dann vor allem die Führungskräfte gefragt. Das bedeutet nicht, dass wir keine einheitliche und vom Top-Management getragene Vision der Unternehmenskultur mehr benötigen. Aber diese Vision authentisch zu vermitteln, sie individuell und flexibel in der Zusammenarbeit umzusetzen und auf die Bedürfnisse der Teams anzupassen, ist und wird eine wesentliche Aufgabe von guter oder eher wirksamer Führung in Unternehmen sein.

Welche neue Aufgabe muss HR vor allem übernehmen?

HR sollte Führungskräfte auf allen Ebenen für diese zunehmend überfachliche Führungsarbeit befähigen. Aus meiner Sicht steht bei Führungskräften immer noch zu sehr die fachliche Arbeit im Vordergrund. Dabei geht es bei wirksamer Führung um so viel mehr: um Themen wie die Kultur- und Organisationsentwicklung, den Aufbau von wirksamen Strukturen für die Zusammenarbeit sowie die charismatische Mitarbeitendengewinnung und -bindung in Zeiten des Fachkräftemangels.

Wann haben Sie selbst zuletzt eine etablierte Gewohnheit verändert?

Als ich ein vollelektrisches Auto gewählt habe, musste ich direkt mehrere etablierte Gewohnheiten ändern. Angefangen bei der Reiseplanung: Ich war bekannt dafür, immer auf den letzten Drücker loszufahren und „just in time“ anzukommen – wenn überhaupt pünktlich. Heute muss ich Ladepausen in meiner Zeitplanung berücksichtigen. Aber auch mein Fahrverhalten musste ich ändern. Ich bin eine – positiv formuliert – sehr sportliche Autofahrerin. Auf längeren Strecken heißt es nun für mich: Tempomat an und gemütlich auf die rechte Spur, damit ich nicht zu oft unterwegs laden muss. Das fällt mir zugegebenermaßen immer noch schwer. Aber ich glaube an die Vision von neuer, nachhaltiger Mobilität, wie auch immer sie aussehen mag.

Wie kommen Sie außerhalb der Arbeit zur Ruhe?

Durch Bewegung. Ich bin mit Sport aufgewachsen und er ist immer mein Ruhepol gewesen.

 

 

 

Autorin

Julia Küting
ist Senior Vice President Human Resources der multinationalen Wilo Gruppe. In dieser Funktion ist sie nicht nur für fachliche HR-Themen zuständig, sondern unterstützt mit ihrem Team auch die nachhaltige Kultur- und Organisationsentwicklung des traditionsreichen Technologiekonzerns. Julia Küting setzt sich für moderne Ansätze der Führung und Zusammenarbeit sowie für mehr Menschlichkeit und Vielfalt in Unternehmen ein.
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Der Kundenservice der BSH Hausgeräte GmbH ist mehrfach prämiert. Und dennoch ist man eifrig dabei, ihn stetig weiterzuentwickeln. Kund:innen eine moderne Customer Experience zu bieten und auch die Organisation danach auszurichten, sind wesentliche Ziele. Dabei helfen vor allem motivierte Mitarbeitende sowie eine effektive Nutzung datengetriebener Dienste und digitaler Kanäle.

Bei der BSH Hausgeräte GmbH orientiert sich die tägliche Arbeit an der Zufriedenheit der Kund:innen. Durchschnittlich verzeichnen wir in Deutschland über 10.000 Kontakte pro Tag. Diese Interaktionen haben eine große Innen- und Außenwirkung und sie entscheiden direkt darüber, wie zufrieden unsere bestehenden Kund:innen sind bzw. ob sich eine Person dazu entschließt, ein Hausgerät der BSH zu kaufen.

Vielzahl an unterschiedlichen Anfragen der Kund:innen

Die aktive Weiterentwicklung des Kundendienstes ist daher unabdingbar. Für unseren herausragenden Kundenservice in der Branche sind wir 2022 ein weiteres Mal ausgezeichnet worden – für uns ein wertvolles Signal, dass wir schon vieles richtig machen.

Bei der Vielzahl unterschiedlicher Anfragen – von der Produktberatung bei einem anstehenden Neukauf über die Installation neuer Geräte bis hin zu Fragen zu Fehlermeldungen, defekten Geräten und Gerätehandhabung – ist gute Koordination essenziell. Zudem braucht es innovative technische Lösungen, die Effizienz und Komfort erhöhen.

Digitalisierung für eine moderne Customer Experience

Konsument:innen erkennen immer häufiger den konkreten Mehrwert smarter Hausgeräte. Praktische Alltagshilfen wie die autarke Auswahl des effizientesten Trocknerprogramms oder ein Hinweis auf dem Smartphone, dass die Tabs für den Geschirrspüler zur Neige gehen, sorgen unmittelbar für Erleichterung im Alltag.

Diese Entwicklung hilft uns auch im Kundenservice: Wir nutzen datengetriebene Dienste wie Ferndiagnosen und -reparatur, wodurch Zeit und Aufwand eingespart werden – sowohl für uns als auch für unsere Kund:innen. Zum Beispiel helfen die Mitarbeitenden der Service-Hotline durch Fernwartung und die Zusendung eines Erklärvideos dabei, das Problem zu Hause selbst zu lösen. Teilweise lassen sich Reparaturen vor Ort durch Beratungshinweise oder das Zusenden von Einzelteilen auch ganz vermeiden.

Wir merken deutlich, dass uns die Anfragen an den Kundenservice immer häufiger über digitale Kanäle wie den Self-Service, unser Kontaktformular, den Chat oder WhatsApp erreichen. Rund 60 Prozent der Anfragen erfolgen aktuell noch über das Telefon. Aber wir rechnen mit einer weiteren Verschiebung in der Zukunft.

Dabei betrachten wir die Kanäle, die von den Kund:innen präferiert genutzt werden.

Anpassung der Abläufe, Prozesse und Systeme

Darüber hinaus integrieren wir eine Vielfalt digitaler Möglichkeiten in unser Angebot, um leichten Zugang zu gewährleisten und ein einheitliches Service-Erlebnis zu schaffen. Unser Anspruch ist es, den Konsument:innen Flexibilität zu garantieren: Die Möglichkeit, Terminbuchungen und -änderungen direkt online vorzunehmen oder auch Ersatzteile online zu bestellen, hebt uns von vielen anderen
Kundenservices ab. Auch unsere Selbsthilfetipps zur Nutzung der Geräte sind ein geschätzter Service, den wir auf allen Kommunikationskanälen anbieten.

Die Fokussierung auf die Bedürfnisse der Kund:innen und die bestmögliche Anpassung unserer Abläufe, Prozesse und Systeme darauf sind ein wichtiger Faktor, um einen herausragenden Kundenservice bieten zu können. Dafür führen wir fortlaufende Kundenbefragungen und Experience- Tests durch. Derzeit arbeiten wir daran, den Kund:innen noch zielgerichteter helfen zu können, zum Beispiel indem wir Termine ganz nach ihnen ausrichten. Statt eines Zeitfensters von sechs Stunden für die Ankunft unserer Techniker:innen sollen Kund:innen in Zukunft flexibel auf sie abgestimmte Termine erhalten.

Mitarbeitende als wesentlicher Schlüssel zum Erfolg

Um schnelle und effiziente Hilfe zu gewährleisten, kümmert sich allein in Deutschland ein Team von rund 1.300 Kundendienstmitarbeitenden um die Anliegen unserer Kund:innen. Global sind es rund 15.000, die Konsument:innen in rund 50 Ländern unterstützen. Gut ausgebildete, motivierte und engagierte Mitarbeitende sind ein Erfolgsgarant. Daher legen wir großen Wert darauf, ein entsprechendes Arbeitsumfeld zu schaffen.

Wie in allen anderen Geschäftsbereichen setzen wir im Kundenservice bewusst auf Nachhaltigkeit. Auch hier entwickeln wir uns ständig weiter. Da eine Reparatur meist nachhaltiger als ein Geräteaustausch ist, sorgen wir mit einem umfangreichen Kunden- und Ersatzteilservice dafür, dass Reparaturen zuverlässig durchgeführt und die Lebensdauer von Geräten effektiv verlängert werden können. Langfristig streben wir eine Kreislaufwirtschaft an.

Unser Reparaturkonzept stellt Werkstätten sowie Privatpersonen den Zugang zu Ersatzteilen sicher, mit denen unsere Geräte einfach und in kürzester Zeit instandgesetzt werden können. Falls Besuche vor Ort nötig sind, können wir global rund 83 Prozent der Probleme beim ersten Versuch beheben und arbeiten stetig daran, die Routen zu unseren Konsument:innen zu optimieren, um auch im Kundendienst CO2 einzusparen.

 

 

Autor

Andreas Döge
ist Leiter des deutschen Kundendienstes der BSH Hausgeräte GmbH. Er ist seit über 25 Jahren im Unternehmen tätig und begann seine Laufbahn im Kundendienst bereits direkt nach seiner Ausbildung bei der BSH. Neben seinen Tätigkeiten in Deutschland kann er auf jeweils mehrjährige Auslandserfahrungen in Führungspositionen in Großbritannien, Schweden und den USA zurückblicken.
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