Schlagwortarchiv für: Ausgabe 09/2023
Menschen weltweit nutzen ChatGPT und sind fasziniert von den Möglichkeiten des KI-Modells. dm-drogerie markt hat auf die Veröffentlichung schnell mit der Entwicklung eines eigenen Modells reagiert: dmGPT. Der digitale Assistent hilft zum Beispiel bei der Texterstellung oder der Vorbereitung von Workshops. Die Integration in die Arbeitsweise wurde durch die dialogische Unternehmenskultur erleichtert – das heißt auch: Eventuelle Ängste können offen thematisiert werden.
In der heutigen digitalen Zeit hat die Interaktion zwischen Mensch und Maschine eine erstaunliche Transformation erlebt. Ein herausragender Faktor in dieser Entwicklung ist zweifellos ChatGPT – der künstliche intelligente Chatbot hat sich mittlerweile als vielseitiger und zuverlässiger Gesprächspartner und Assistent erwiesen. Menschen weltweit nutzen ChatGPT aus verschiedenen Gründen und sind gleichermaßen von seiner Funktionalität und Anpassungsfähigkeit fasziniert. Von der Unternehmenskommunikation bis zur persönlichen Unterstützung im Alltag – ChatGPT ist ein flexibler Assistent, der immer bereit ist, Fragen zu beantworten, Ratschläge zu erteilen und Informationen bereitzustellen.
Initiative von engagierten Kolleginnen und Kollegen
Seit seiner Erscheinung sind viele Menschen von den vielfältigen Möglichkeiten, die ChatGPT bietet, mehr als angetan. Im Unternehmenskontext gibt es durch die Nutzung von ChatGPT jedoch einige bedenkliche Herausforderungen. Zum einen befinden sich die Server in den USA, was zur Folge haben könnte, dass sensible Unternehmensdaten einer ausländischen Jurisdiktion unterliegen. Andererseits können Nutzerinformationen und -eingaben aktiv erfasst und nicht gesetzeskonform weiterverwendet werden.
Das Potenzial und den Mehrwert für dm-drogerie markt haben wir durch die Initiative einiger engagierter Kolleginnen und Kollegen erkannt, die sich selbst mit dem Thema Künstliche Intelligenz beschäftigen und die Organisation immer wieder darauf aufmerksam machten.
Parallel dazu gab es auch die bewusste Entscheidung des Managements, diese neue Technologie schnell für dm nutzbar zu machen.
Vertraulichkeit und Integrität der Daten
Mit dmGPT haben wir eine unternehmensinterne Alternative zu ChatGPT geschaffen, die wir in unserer eigenen Infrastruktur hosten. Hier bewahren wir die Kontrolle über unsere Unternehmensdaten und gleichzeitig erfolgt die Nutzung von dmGPT nach den gleichen Sicherheitsstandards wie alle anderen Unternehmensanwendungen, um die Integrität und Vertraulichkeit unserer Daten zu gewährleisten.
Abbildung: Die Oberfläche von dmGPT
Im Frühsommer 2023 haben wir als Test ein GPT-Modell auf Basis der Microsoft Azure Services bereitgestellt und ein open-source Frontend darübergelegt
In der Pilotphase war das GPT-Modell zunächst wenigen Mitarbeitenden zugänglich. Anfängliche Fehler haben wir behoben. In der nächsten Phase bis Juni 2023 konnten bereits alle rund 1.100 Mitarbeitenden von dmTECH auf dmGPT zugreifen. Und ab Juli 2023 konnten wir das gesamte dialogicum mit rund 3.500 Nutzerinnen und Nutzern auf dmGPT aufschalten und begleiten dies seit jeher mit Lernangeboten.
Aktuell sind wir im Roll-out für die weiteren 13 verbundenen Länder. Gleichzeitig planen wir den Rollout für die Mitarbeitenden in den dm-Märkten.
Schlanke Prozesse und Mitarbeitende entlasten
KI ist für uns in erster Linie ein Tool, das wir nutzen, um in unseren Prozessen Mehrwerte zu generieren. Wir beschäftigen uns seit geraumer Zeit intensiv mit KI in verschiedenen Fachgebieten und integrieren diese in unsere Arbeitsabläufe. Unser Ziel ist es, schlanke und robuste Prozesse zu etablieren und unsere Mitarbeitenden zu entlasten.
Innerhalb unserer Arbeitsgemeinschaft betrachten wir dmGPT als wertvolle Ressource und fest etablierten Assistenten, der bei Routineaufgaben wie der Neugestaltung von Texten für spezifische Zielgruppen oder der Vorbereitung von Workshops unterstützen kann.
Die Integration von dmGPT in unsere Arbeitsweise wurde durch unsere offene und dialogische Unternehmenskultur erheblich erleichtert. Wir sind neuen Technologien und Veränderungen aufgeschlossen und suchen nach sinnvollen Anwendungsgebieten für diese Innovationen. Es steht allen Mitarbeitenden unserer Arbeitsgemeinschaft frei, sowohl Vorschläge als auch Bedenken zum Einsatz von dmGPT einzubringen. Dies fördert die aktive Teilnahme und gewährleistet, dass alle Mitarbeitenden ihre Stimme zur Verwendung von dmGPT einbringen können. Diese Prinzipien sind integraler Bestandteil unserer dialogischen Unternehmenskultur, die als Nährboden für die Einführung von Digitalisierung und neuen Technologien dient.
Das Prompting gewinnt weiter an Relevanz
Der Umgang mit ChatGPT muss zunächst erlernt werden. Im Laufe der Jahre haben wir uns daran gewöhnt, bei Suchmaschinen wie Google mit wenigen, aussagekräftigen Schlüsselwörtern ein effizientes Suchergebnis zu erhalten. Durch Sprachmodelle und dmGPT entsteht nun eine ganz neue Herangehensweise beim Verfassen einer Eingabe.
Beim Prompting ist es entscheidend, möglichst viel Kontext und Informationen bereitzustellen.
Daran müssen wir uns alle erst mal noch gewöhnen.
Um unseren Mitarbeitenden eine möglichst einfache Einführung in dmGPT zu ermöglichen, haben wir ein umfassendes Kommunikations- und Lernbegleitungskonzept erarbeitet. In einem eigens erstellten Lernmodul haben wir einen umfangreichen Erfahrungsschatz zu KI, ChatGPT und dmGPT zusammengefasst. Der Schwerpunkt liegt insbesondere auf dem Prompting, da das Beherrschen dieser Technik maßgeblich für den effizienten Einsatz von dmGPT von Bedeutung ist. Das Prompting wird unserer Einschätzung nach in Zukunft weiter an Relevanz gewinnen.
Wir bieten daher Dialogräume an, in denen alle Mitarbeitenden Fragen stellen und Vorschläge an Expertinnen und Experten unterbreiten oder auch Bedenken äußern können. Diese Formate dienen zudem gleichzeitig als Wissensplattform für den Austausch untereinander und werden über digitale Teams-Räume erweitert. Unser Ziel ist es, die Lernangebote sukzessive zu erweitern und zielgruppenspezifisch auszubauen. Dabei möchten wir unseren Kolleginnen und Kollegen nicht nur die Möglichkeit bieten, proaktiv Fragen zu stellen, sondern wir wollen sie auch beispielsweise bei Veranstaltungen, Seminaren oder durch Newsletter zu den vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten inspirieren.
Der Mensch bleibt in der Verantwortung
Die wohl bedeutendste Fähigkeit unserer engagierten Mitarbeitenden bei dmTECH besteht darin, das komplexe Thema in die verschiedenen Abteilungen zu tragen, den Dialog mit Kolleginnen und Kollegen zu suchen und Anwendungsmöglichkeiten für eine Vielzahl von Themengebieten zu entwickeln. Es ist faszinierend, zu beobachten, wie alle unsere Mitarbeitenden aus unterschiedlichen Bereichen dmGPT in unsere Organisation integrieren und seinen Nutzen mit Leidenschaft vergrößern wollen.
Die Verwendung von Sprachmodellen wie dmGPT im Arbeitsalltag kann herausfordernd sein, da diese Modelle möglicherweise ab und an sogenannte Halluzinationen erzeugen, insbesondere wenn sehr spezifische Fragen gestellt werden. In solchen Fällen besteht die Gefahr, dass Informationen falsch dargestellt werden. Nutzerinnen und Nutzern kann es schwerfallen, Fakten von Fiktion zu unterscheiden. Deshalb und zur Gewährleistung qualitativer Ergebnisse bleibt das „Human in the loop“-Prinzip zentraler Bestandteil bei der Arbeit mit dmGPT. Sämtliche Ergebnisse, die dmGPT ausgibt, müssen also vor ihrer Weiterverwendung oder Veröffentlichung von einem Menschen überprüft werden.
Offen mit Ängsten und Bedenken umgehen
In unserem Lernmodul gehen wir ausführlich auf diesen Aspekt ein und zeigen anhand von konkreten Beispielen die Grenzen dieser Technologie auf. Wir setzen alles daran, unsere Mitarbeitenden dafür zu sensibilisieren und sicherzustellen, dass dmGPT in einer Weise eingesetzt wird, die höchste Genauigkeit und Verlässlichkeit gewährleistet.
Einige Menschen fühlen sich durch die Effektivität von GPT verunsichert.
Die Technologie hat das Potenzial, ganze Branchen komplett zu verändern.
Insbesondere bei Aufgaben, die sich mit schriftlicher Sprache beschäftigen. Gleichzeitig merken wir bei manchen Menschen eine grundsätzliche Überforderung durch die Schnelligkeit, mit der Veränderungen kommen. Hier versuchen wir, offen mit Ängsten und Bedenken umzugehen. Alle sollen sich mitteilen können.
Autor
Andreas Gessner
ist Geschäftsbereichsverantwortlicher bei dmTECH. Er verantwortet Themen wie die Prozessautomation, Digital Workplace, Business Intelligence und Anwendungen aus dem Personalwesen bei dm-drogerie markt. 2023 hat er gemeinsam mit weiteren Mitarbeitenden bei dm eine Initiative zum breiten Einsatz von KI-Modellen gestartet, die auf „Large Language Models“ (LLM) basieren.
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Bei vielen Projekten mangelt es an einer geteilten und gelebten Vorstellung darüber, was man eigentlich als Team erreichen möchte – damit fehlt auch die nötige Orientierung. Die nachfolgenden fünf Schritte sollen eine Anregung geben, wie man eine Vision für ein Projektteam entwickeln kann.
Los geht es mit einem Visions-Workshop, in dem die ersten drei der fünf Schritte bearbeitet werden. Teilnehmer:innen des Workshops sind die Kernteammitglieder des Projekts, idealerweise fünf bis acht Personen, sodass eine effiziente Zusammenarbeit und ausreichend Möglichkeit zur Diskussion gegeben sind. Sofern die Gelegenheit besteht, sollte eine außerhalb des Projektteams stehende Person als Moderator:in agieren, um unabhängige Sichtweisen einzubringen und dem Team die Fokussierung auf die Inhalte zu ermöglichen. Ausreichend Zeit sowie eine Location abseits des gewohnten Arbeits- und Projektalltags tragen ebenfalls zum guten Gelingen des Workshops bei.
1. Projektziele verstehen
Im ersten Teil des Visions-Workshops geht es darum, sich die Ziele und Hintergründe des Projekts im Team noch mal klarzumachen. Das gemeinsame Verständnis der (strategischen) Treiber, worauf das Projektergebnis einzahlt und welche Unternehmensziele damit erreicht werden sollen, sind eine wichtige Grundlage für die tiefergehende Frage, wie der Beitrag des Teams dazu aussehen kann. Bestandteile dieser Betrachtung sind auch die Einbeziehung möglicher Chancen und Risiken sowie das Gewinnen eines Überblicks über die Betroffenen des Projekts (zum Beispiel Kund:innen, Mitarbeitende) inklusive deren Haltung und Erwartung. Entsprechende Inhalte hierzu werden üblicherweise mit einer Stakeholder-Analyse generiert, die zu Projektbeginn durchgeführt werden sollte.
2. Sammeln von Input
Auf Basis des erzielten Verständnisses erarbeiten die Teilnehmer:innen im zweiten Teil des Workshops jeweils für sich und in der Gruppe Antworten auf drei Leitfragen, die den Input für die spätere Formulierung der Team-Vision darstellen. Dieser Teil stellt den Kern des Workshops dar und erfordert gute Vorbereitung in Bezug auf Orientierungsfragen, Beispiele und passende Methoden wie Brainstorming, World-Café oder andere Kreativtechniken, die dazu geeignet sind, in der Gruppe schnell Ideen zu generieren und zu priorisieren.
Was will das Team erreichen?
Die Teammitglieder beschreiben, wie der optimale Zielzustand des Projekts aussieht bzw. was die gewünschten Ergebnisse sind. Dabei sind auch die Interessen und Erwartungen der einzelnen Stakeholder- Gruppen zu berücksichtigen und eine Haltung zu erarbeiten, wie man mit diesen umgehen möchte. Doch nicht nur die Beantwortung von „Hard Facts“ ist bei dieser Leitfrage von Bedeutung. Auch wie sich das Team und seine einzelnen Mitglieder (weiter-)entwickeln wollen, ist im Hinblick auf den angestrebten Zielzustand am Ende des Projekts ein wichtiger Aspekt. Letzterer ist gegebenenfalls erst nach Beantwortung der beiden folgenden Leitfragen abschließend zu beurteilen bzw. noch einmal zu überprüfen.
Was treibt das Team an?
Um im Team Engagement und echte Motivation zu erzielen, bedarf es in der Regel mehr als gute Worte und eine überzeugende Darstellung der Dringlichkeit der guten Sache.
Menschen wollen heute mehr denn je den Sinn ihres Tuns erkennen.
Sie wollen den persönlichen Wertbeitrag im Rahmen des großen Ganzen verstehen. Aus diesem Grund zielt die zweite Leitfrage darauf ab, einen emotionalen Attraktor oder auch Purpose zu erarbeiten. Neben dem Aspekt, welchen tieferen Sinn das Projektteam verfolgt und warum das Vorhaben ohne seine Berücksichtigung nicht erfolgreich wäre, geht es vor allem darum, zu erkennen, was die Mitglieder antreibt, was ihnen Energie gibt und wie sie das als Team verbindet und gemeinsam stärker macht.
Wie will das Team zusammenarbeiten?
Gute und erfolgreiche Teams zeichnet aus, dass sie einen gemeinsamen Wertekontext teilen und implizite oder explizite Spielregeln definiert haben, die ihr Handeln bestimmen und ihnen Leitplanken geben. Insofern stellt das Sammeln und Priorisieren von drei bis fünf zentralen Werten der Zusammenarbeit den Inhalt der dritten Leitfrage dar. Dabei ist darauf zu achten, dass nicht nur einzelne Attribute wie „Vertrauen“ oder „Offenheit“ gesammelt, sondern auch kurze Leitsätze und Spielregeln (bzw. Beispiele) dazu formuliert werden. Dies hilft, ein gemeinsames Verständnis sowie die Anwendbarkeit und Überprüfbarkeit in der Arbeitspraxis zu erreichen.
3. Team-Vision formulieren
Nach dem Kreativteil geht es beim dritten Schritt darum, den Input in einer gemeinsamen Team-Vision zu konsolidieren. Dabei ist zu beachten, dass die bis dato erarbeiteten Ergebnisse nicht eins zu eins übernommen werden müssen.
Die Vision soll kurz und prägnant sein und aus nicht mehr als zwei bis drei Sätzen bestehen.
So ist sie einfach zu merken und wiederzugeben. Wichtig ist, dass die Vision inspirierend und motivierend für das Team formuliert wird und kein gut klingendes Werbe-Statement für Außenstehende sein muss. Auch darf nicht die Erwartung bestehen, dass am Ende des Workshops eine perfekte, abschließende Formulierung vorliegt. Häufig empfiehlt es sich, die Inputs und Ergebnisse für ein paar Tage sacken zu lassen und den Feinschliff erst im Nachgang vorzunehmen. Essenziell dabei ist, dass das gesamte Team hinter dem Endergebnis steht.
4. Kommunizieren
Sobald die Vision fertig formuliert und vom Team verabschiedet ist, geht es darum, sie zu kommunizieren und nachhaltig präsent zu machen. Das bedeutet nicht, dass die Vision von allen auswendig gelernt wird, jede und jeder sollte aber zumindest in der Lage sein, diese mit eigenen Worten im Kern richtig wiedergeben zu können. Um das zu erreichen, bietet es sich an, die Vision entsprechend prominent darzustellen. Sei es als klassisches Poster im Projektraum, oder zum Beispiel digital als Bildschirmschoner.
5. Überprüfen und anpassen
Um sicherzustellen, dass die Team-Vision ein wirksames Instrument über die gesamte Projektlaufzeit bleibt, muss diese in Projektabläufe einbezogen und regelmäßig überprüft werden. Nicht selten ändern sich Rahmenbedingungen und Team Konstellationen im Projektverlauf, was gegebenenfalls auch Anpassungen an Inhalten und Formulierungen der Vision erforderlich macht. Als entsprechende Plattform bieten sich zum Beispiel Lessons-Learned-Termine oder Retrospektiven, aber auch Feedback-Gespräche im Team an. Nur wenn die Vision zum präsenten und gelebten Element wird, erfüllt sie letztlich ihren Zweck, dem Team ein erstrebenswertes Zielbild der Zukunft zu sein.
Autor
Markus Pollinger
ist Diplom-Betriebswirt mit dem Schwerpunkt strategische Unternehmensführung. Er ist zudem Unternehmensberater und Coach. Als Co-Founder und Geschäftsführer von acterience management partners begleitet er große und mittelständische Unternehmen als Projektmanager und Coach bei der Digitalisierung und Transformation.
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(Und was nicht?)
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