Porträt von Gabriel Rath

Mal ehrlich: Podcasts in der Transformation?

Für die einen Allheilmittel, für die anderen völlig überbewertet: Tools und Methoden im Change. Wir fühlen Expertinnen und Experten auf den Zahn und wollen ihre Sicht der Dinge sowie einige Tipps erfahren. Diesmal fragen wir Gabriel Rath.

Mal ehrlich, Tools und Methoden werden im Rahmen von Veränderungen überschätzt! Richtig?

Ich erlebe das auch oft so, dass man unter der Überschrift der Digitalisierung Change-Vorhaben anschiebt, die dann als IT-Projekte starten. Da geht es dann oft um Tools, leider selten um die Kultur. Das ist auch nachvollziehbar, denn mit Tools hat man schon mehr Erfahrungen gesammelt, kann besser „wiegen und messen“. Sich aber ins Risiko zu begeben und Neues zu wagen, ja zu experimentieren, trauen sich viele leider zu selten.

Du bist seit September 2022 Referent für Organisationsentwicklung beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband. Welche Formate und Methoden haben dir beim Onboarding geholfen?

Ich fand es sehr angenehm, dass wir schon vor dem ersten Kennenlernen einfach auf LinkedIn geschrieben und uns dort im Chat auch zum ersten Coffee Call verabredet haben. Das hätte ich gar nicht erwartet. Methodisch gefällt mir der Dreiklang eines Kick-off Gesprächs zu Beginn, bei dem die Aufgaben besprochen werden; dann gibt es nach drei Monaten ein Standortgespräch und nach einem halben Jahr schauen sich beide Parteien in die Augen und jeder sagt ehrlich, was Sache ist. Man bleibt im Dialog. Das habe ich aber auch schon anders erlebt in meinen Onboardings bei früheren Arbeitgebern.

Du warst einmal Marketingmanager bei der Ostseesparkasse Rostock. Gibt es Parallelen zwischen Marketing und Organisationsentwicklung?

Marketing ist in erster Linie Überzeugungskommunikation. Es geht darum, Lösungen für die Kund:innen herauszuarbeiten, umzusetzen und das dann gut zu kommunizieren. Jetzt arbeite ich mit den Mitarbeitenden und verstehe diese aber auch als Kund:innen. Ich versuche zu verstehen, was sie bewegt, was sie stört und was sie sich wünschen, und versuche mit meinen Kolleg:innen Räume für Neues zu eröffnen. Am Ende geht es also in beiden Welten um die lösungsorientierte Verbesserung der jeweiligen Erfahrung.

Denkst du, Methoden und Formate können helfen, Kulturwandel voranzutreiben?

Sie gehören jedenfalls dazu. Aus meiner Erfahrung kommt aber auch dem Recruiting eine Schlüsselrolle zu, denn gerade neue Leute mit anderen Perspektiven bringen erst die notwendige Reibung, die es braucht, um sich zu verändern.

Du betreibst den Podcast „New Work Chat“. Macht der Einsatz von Podcasts auch in der Kommunikation im Rahmen einer Transformation Sinn?

Absolut. Ich bin ja gerade dabei, einen neuen Podcast für die interne Kommunikation hier im DSGV zu starten. Es geht um neue Narrative, positive Storys und viele verschiedene Blickwinkel. So werden bestenfalls Themen besprechbar gemacht, die lange als „Elefant im Raum“ ignoriert wurden. Und Podcasts kann man ebenso wunderbar auf dem Weg hören. Im Gegensatz zu meinem „New Work Chat“-Podcast wird der DSGV-Podcast aber etwas knackiger. Wir setzen auf kurze Folgen, die nur 10 bis 15 Minuten gehen. Zu Gast sind die, auf die es ankommt – die Mitarbeitenden aus allen Ecken der Organisation.

Man lernt ja doch hin und wieder die ein oder andere neue Methode oder einen neuen Ansatz in Bezug auf Organisationsentwicklung kennen. Wann hattest du diesbezüglich das letzte Mal ein Aha-Erlebnis?

Für mich war es jedenfalls ein Gamechanger, als wir in der Coronazeit auf virtuelle Meetings umstellten und anfingen, dort mit Check-ins zu arbeiten. Das möchte ich heute nicht mehr missen. Wir bekommen so eine Ahnung für die anderen, die wir vorher ganz aus der Arbeit rausgelassen hatten. Ich nutze diese Methode mittlerweile auch in Workshops und gelegentlich sogar in der Familienzeit am Abendbrottisch.

Und bei der Anwendung welcher Methode warst du zuletzt ganz besonders wirksam?

Da sollte man vielleicht besser meine Kolleg:innen fragen. Aber Spaß beiseite. Ich habe den Eindruck, dass wir in unserem Verband gerade mit Kanban Riesenschritte machen. Und wir haben erst vor Kurzem Conceptboard als Tool eingeführt und nutzen es nun ausgiebig, um Transparenz in unsere Projekte zu bringen.

Welches Buch, welchen Podcast oder Video-Channel kannst du in Bezug auf Themen wie Transformation oder Change empfehlen?

Es lohnt sich natürlich, in meinen Podcast „New Work Chat“ reinzuhören. Ich mache das Format in Eigenregie seit 2018 und veröffentliche jede Woche freitags eine neue Folge. Für mich ist es das Nummer-1-Lerntool geworden, da ich denen, die ich inspirierend finde, meine Fragen stellen darf. Ansonsten schätze ich es, vielen Experten auf LinkedIn zu folgen und mich mit ihnen in den Kommentaren auszutauschen.

 

 

Autor

Gabriel Rath
ist Referent für Organisationsentwicklung beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV). Zudem ist er Gastgeber des Podcasts „New Work Chat“ und Co-Gründer der Crowdfunding-Initiative „Eisbademeisters“.
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