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Erste Schritte zur Selbstorganisation im Team

Organisationen müssen sich immer wieder verändern, um erfolgreich sein zu können. Doch wie soll man den Wandel angehen, zum Beispiel zu mehr Selbstorganisation im Unternehmen? Hier sind fünf mögliche erste Schritte als Inspiration: auf dem Weg zu selbstorganisierenden Teams.

Die digitale Transformation erfordert in Unternehmen Veränderungen und Umdenken auf vielen Ebenen. In dieser „neuen“ und auch dynamischen Welt sind Innovationsfähigkeit, Agilität und Anpassung an die ständigen Veränderungen essenziell. Selbstorganisierte Teams spielen dabei eine wichtige Rolle, da sie schneller und flexibler agieren können als Teams in klassischen Organisationsstrukturen.

Es kursieren viele theoretische Konzepte zu selbstorganisierten Teams. Doch wo fängt man an? Was können Führungskräfte als erste Schritte unternehmen? Wie werden alle Beteiligten eingebunden?

1. Klein anfangen

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Transformationsprozess in kleineren Unternehmen leichter ist. In großen Unternehmen gilt die Devise, zu Beginn immer in einem überschaubaren Bereich oder im Rahmen eines Pilotprojektes anzufangen. Schnittstellenprobleme zu nicht selbstorganisierten Bereichen müssen dann in Kauf genommen werden. Will man jedoch die Transformation im gesamten Unternehmen auf einmal angehen, wird dies scheitern.

Konkreter Schritt:

Definiere einen Piloten und benenne einen Initiator bzw. eine Initiatorin.

2. Eine gute Ausgangsbasis herstellen

Bei jeder Veränderung muss initial der neue Rahmen vorgegeben werden. Jedes Unternehmen hat einen eigenen Reifegrad und ein individuelles Level der Selbstorganisation: Diese bewegen sich von „alleinige Entscheidung durch die Führungskraft“ über „gemeinsame Entscheidungsfindung“ bis hin zur „alleinigen Entscheidung durch das Team“.

Dem Team nur zu sagen „Ihr organisiert euch jetzt selbst und entscheidet alles allein“ würde die Mitarbeitenden und Führungskräfte überfordern. Der Übergang zur selbstorganisierten Arbeitsweise muss anhand des bestehenden Reifegrads ausgerichtet werden.

Es ist festzulegen, wie die Mitarbeitenden zukünftig miteinander entscheiden sollen (operative Ebene) und wie die Mitarbeitenden bei Bedarf diesen Rahmen selbst ändern und weiterentwickeln dürfen (organisationale Ebene). Die Mitarbeitenden sammeln Erfahrungen und beginnen, sukzessive eigene Ideen einzubringen, Dinge auszuprobieren und sich im Team zu organisieren.

Aber auch bei den Führungskräften wird ein Umdenken erforderlich sein. Häufig wollen sie am liebsten weiterhin alles unter Kontrolle haben. Wichtig ist, dass eine Führungskraft einen Reflexionsprozess durchmacht: Was kann ich loslassen? Wie kann ich ins Vertrauen kommen, damit die bestmöglichen Ergebnisse von den Mitarbeitenden erreicht werden?

Konkreter Schritt:

Erstelle eine Liste zu Themen, die du als Führungskraft entscheidest. Was davon kannst du morgen sofort dein Team entscheiden lassen?

3. Rollen klären

Selbstorganisierte Teams brauchen klare Ziele und eine Definition der Rollen. Dann weiß jeder Mitarbeitende, was von ihm erwartet wird, und kann die Aufgaben bestmöglich ausführen. Auch ist dann deutlich, wer Ansprechpartner bei auftretenden Problemen ist und wer für die benötigten Informationen konsultiert werden kann.

Konkreter Schritt:

Definiere gemeinsam mit dem Team klare Ziele, Prioritäten und Verantwortlichkeiten. Stelle sicher, dass das Team über die notwendigen Tools und Ressourcen verfügt, um effektiv zusammenzuarbeiten und damit jeder Mitarbeitende seine Aufgaben erfüllen kann.

4. Skills aufbauen

Selbstorganisation geht mit neuen Führungsfähigkeiten einher. Darüber verfügt nicht jeder. Es ist viel Wissen und noch viel mehr Können erforderlich. Auch die Mitarbeitenden sind in der Regel eine Welt gewohnt, in der sie fest zugewiesene Aufgaben in einem
Spezialgebiet haben und jemand einen Rahmen vorgibt. Eine klassische Organisation gibt Sicherheit, die in der Selbstorganisation dem ersten Anschein nach wegfällt. Deshalb ist es wichtig, dass die notwendigen Skills und Fähigkeiten aufgebaut werden.

Konkreter Schritt:

Die notwendigen Kompetenzbedarfe der Mitarbeitenden gemeinsam im Team analysieren und sie beim Skills-Aufbau unterstützen.

5. Digitale Tools richtig einsetzen

Für eine reibungslose Zusammenarbeit werden die richtigen digitalen Tools benötigt. Mangelt es an den entsprechenden Plattformen, suchen sich einzelne Mitarbeitende Einzellösungen, auf denen sie zum Beispiel ihre Informationen ablegen können. Somit entstehen Informations- und Wissenssilos, die der Zusammenarbeit im Team entgegenwirken. Zudem braucht es ein gemeinsames Verständnis zur digitalen Arbeitsweise und zur Teamorganisation.

Konkreter Schritt:

Analysiere die Prozesse in der Teamzusammenarbeit. Wie wird zusammengearbeitet und kommuniziert? Welche Tools werden wie benutzt? Welche Features bieten einen Benefit? Stehen diese zur Verfügung? Definiere mit dem Team klare Guidelines, wie digitale Kollaborationstools für welche Szenarien in der Zusammenarbeit genutzt werden sollen.

 

CHECKLISTE ZUR UMSETZUNG

Vorbereitung:

  • Das „Warum“, sachliche und rational nachvollziehbare Gründe sowie die Interessenlage der Inhaber bzw. des Managements kommunizieren
  • Vorteile für die Organisation und den Nutzen für die Mitarbeitenden herausstellen
  • Den vorherrschenden Reifegrad des Unternehmens und das nächstmögliche Level bestimmen
  • Die benötigten Ressourcen definieren
  • Qualifizierungsplan für die Mitarbeitenden erstellen
  • Grenzen und Möglichkeiten abstecken, was selbstorganisiert gestaltbar ist und was nicht
  • Konsens bei den Mitarbeitenden und Führungskräften schaffen
  • Erwartungen kommunizieren

Einführung:

  • Zusammensetzung der Teams überprüfen: cross-funktionale versus interdisziplinäre Teams
  • Sicherstellen, dass das Team alle Ressourcen und Kompetenzen hat, um handlungsfähig zu sein
  • Aufgabenbereiche, Rollen und Handlungsrahmen der Mitarbeitenden definieren
  • Werte im Team gemeinsam festlegen
  • Moderationsteam und Multiplikatoren zum Übergang etablieren, die am Anfang „anleiten“ und zur Seite stehen
  • Trainings für alle Beteiligten

 

 

 

Autorin

Nadine Soyez
ist Beraterin, Autorin und Unternehmerin. Ihre Mission ist es, Unternehmen und Menschen zu helfen, in der modernen Arbeitswelt „digital fit“ und erfolgreich zu werden. Sie unterstützt Führungskräfte, Teams und jeden Einzelnen dabei, die hierfür notwendigen digitalen Skills und das passende Mindset zu entwickeln.
»Nadine bei LinkedIn

Was macht Spitzenteams aus? Warum ist Feedback wichtig? Und was kann die Wirtschaft im Thema Teamarbeit vom Sport lernen? Darüber spricht Sophie von Saldern, Global Head of HR bei Covestro in dem Beitrag „Was Spitzenteams ausmacht“.