Julia Bösch: 5 Fragen zum Change Management
Fünf Fragen an Julia Bösch, CEO, Outfittery
Bislang hat sich im Change Management noch kein Konzept als ultimativ richtig erwiesen. Veränderungen in Organisationen verlaufen höchst unterschiedlich. Deshalb sind die Erfahrungen, Erlebnisse und Eindrücke der Verantwortlichen auch so verschieden. Uns interessiert die persönliche Perspektive von erfolgreichen Managern und Managerinnen. Diesmal stellt sich Julia Bösch unseren fünf Satzeröffnungen.
Meine bislang größte/wichtigste Business Transformation …
… der Zusammenschluss von Outfittery mit dem nächstgrößeren Player im Markt, Modomoto, 2019. Beide Firmen hatten die gleiche Vision, aber sehr unterschiedliche Strategien. Die Herausforderung bestand darin, die beiden Teams, die vorher jahrelang konkurriert hatten, zusammenzubringen. Eine Haltung der Neugier statt Wettbewerb war gefragt. Das ist uns, denke ich, gut gelungen. Der wichtigste Faktor bei dieser Veränderung war, wie wir uns als Führungsteam begegnet sind. So haben wir das notwendige Mindset vorgelebt.
Veränderungen von Unternehmen sind aus meiner Erfahrung im Wesentlichen geprägt durch …
… Menschen. Menschen sind das Herz jeder Organisation. Ihr Engagement und ihre Neugier, ständig zu lernen, sind entscheidend. Bei Outfittery legen wir großen Wert auf Talentdichte, indem wir herausragende Talente einstellen und fördern, was zu Agilität und Innovation führt.
Unsere Philosophie von Freiheit und Verantwortung erlaubt es den Mitarbeitenden, autonom Entscheidungen zu treffen, während sie gleichzeitig für ihre Ergebnisse verantwortlich sind. Diese Herangehensweise ermöglicht es uns, schnell auf Veränderungen im Markt zu reagieren und kontinuierlich Neues zu entwickeln.
Ein Schlüsselelement unserer Unternehmenskultur ist die offene, transparente Kommunikation.
Sie wird unterstützt durch das „Radical Candor-Konzept“. Wir ermutigen unsere Teams, direkt und respektvoll Feedback zu geben und anzunehmen. Dies fördert ein Klima des Vertrauens und der gegenseitigen Wertschätzung, stärkt die interne Zusammenarbeit und verbessert die Beziehung zu unseren Kunden.
Die drei wichtigsten Erfolgsfaktoren von Change Management sind für mich …
1 eine mutige Vision und klare Kommunikation:
Bei Outfittery wollen wir, dass jeder im Team nicht nur die Vision versteht, sondern auch von ihr begeistert ist – und sich darauf freut, diese Change-Reise mit uns zu gehen. „We choose to be brave“ ist einer unserer Unternehmenswerte.
2 Mitarbeiterbeteiligung und -führung:
Veränderung ist unser tägliches Brot. Bei Outfittery sind es die Menschen, die den Unterschied machen. Wir setzen auf aktive Einbindung und Eigenverantwortung unserer Teammitglieder. Ihr Input, ihre Ideen und ihre Eigeninitiative sind Treiber unserer Innovationskraft.
3 Agilität und ständiges Lernen:
In der schnelllebigen Welt der Mode und der Technologie gilt:
Flexibilität ist kein nettes Extra, sondern überlebenswichtig.
Bei Outfittery pushen wir uns ständig, über den Tellerrand hinauszuschauen und aus jedem Erfolg – und vor allem auch Misserfolg – zu lernen.
Nicht alles gelingt. Was ich bei Veränderungen in meiner Verantwortung künftig anders machen werde, ist …
… nicht zu unterschätzen, wie oft man eine Nachricht wiederholen muss, damit sie wirklich ankommt. Das braucht Zeit. Und dass man nicht immer alle Menschen mitnehmen kann. Manche wollen sich nicht verändern und das ist okay. Für diese Teammitglieder ist es dann Zeit, sich zu entscheiden, ob sie gehen oder bleiben wollen.
Mein persönlicher Tipp an eine Führungskraft, die Verantwortung für ein Veränderungsprojekt übernimmt, lautet:
Sei mutig und bereit, Risiken einzugehen! Bedeutende Veränderungen erfordern mutige Entscheidungen. Es ist essenziell, sich nicht von der Angst vor dem Unbekannten lähmen zu lassen. Trau dich, innovative Wege zu beschreiten. Auf meiner eigenen Reise bei Outfittery habe ich gelernt, dass gerade die unkonventionellen Ideen oft die größten Durchbrüche bringen. Um es mit Nelson Mandela zu sagen: „Ich habe gelernt, dass Mut nicht die Abwesenheit von Angst ist, sondern der Triumph über sie. Der mutige Mensch ist nicht derjenige, der keine Angst fühlt, sondern derjenige, der diese Angst besiegt.“
Autorin
Julia Bösch
ist CEO und Mitgründerin von Outfittery. Vor der Gründung im Jahr 2012 war sie „Head of International Business Development“ bei Zalando. Das Handelsblatt zählte sie 2022 zu den „50 Top-Unternehmerinnen Deutschlands“. Im selben Jahr wurde sie von Re-Work
als „Top 20 Women in AI“ gelistet. Das Unternehmen Outfittery, das einen „Personal Shopping Service“ für Männer und Frauen anbietet, ist in Europa in zehn Ländern aktiv und hat rund 450 Mitarbeitende, die meisten davon Stylisten.
»Julia bei LinkedIn
Ihnen hat das Format „5 Fragen an…“ gefallen? Hier finden Sie einen weiteren Beitrag dazu: „5 Fragen an Sylvia Borcherding, 50Hertz“