Porträt von Laura Gersch, Allianz Versicherungs-AG

5 Fragen an Laura Gersch, Allianz Versicherungs-AG

Fünf Fragen an Laura Gersch, Finanzvorständin bei der Allianz Versicherungs-AG

Bislang hat sich im Change Management noch kein Konzept als ultimativ richtig erwiesen. Veränderungen in Organisationen verlaufen höchst unterschiedlich. Deshalb sind die Erfahrungen, Erlebnisse und Eindrücke der Verantwortlichen auch so verschieden. Uns interessiert die persönliche Perspektive von erfolgreichen Managern und Managerinnen. Diesmal stellt sich Laura Gersch unseren fünf Satzeröffnungen.

Meine bislang größte Business Transformation …

… die konsequente Weiterentwicklung der betrieblichen Altersversorgung der Allianz Leben im Umfeld von Null- und Negativzinsen. Das Ziel: Freiheiten für die Kapitalanlage zu schaffen, um auch in einem solchen Umfeld zukunftsfest Renditen erwirtschaften zu können. Die Methode: Das Ganze ging nur als cross-funktionales Team mit der klaren Überzeugung, dass dieser Wandel möglich und zum besten unserer Kund:innen ist. Gleichzeitig hat sich auch noch unsere Art der Zusammenarbeit von einem auf den anderen Tag grundlegend geändert. Mit Corona haben auf einmal mehr als 90 Prozent aller Kolleg:innen mobil gearbeitet, vorher waren eher 90 Prozent im Büro. Gestartet sind wir zehn Wochen nachdem ich meine Rolle als Firmenvorständin bei der Allianz Leben angetreten hatte. Es war also ein Wandel auf vielen Ebenen gleichzeitig – und hat sehr gut funktioniert. Das zeigt, was alles möglich ist!

Veränderungen von Unternehmen sind aus meiner Erfahrung im Wesentlichen geprägt von…

… sich verändernden Kundenanforderungen, Weiterentwicklung von Technologien, demografischem Wandel, radikalen Veränderung des Arbeitsplatzes und – ja auch – Krisen wie beispielsweise Corona, Klimawandel oder Krieg.

Die drei wichtigsten Erfolgsfaktoren von Change Management sind für mich …

Über allem steht für mich das Mindset, mit dem der Wandel angestoßen wird. Im Sinne von „Was ist, wenn’s klappt“ anstelle von „Was könnte alles schiefgehen“. Es geht darum, motivierende Zielbilder aufzuzeigen, die Menschen zu beteiligen und die Veränderung dann auch vorzuleben. Und: Eine intensive und transparente Kommunikation ist unerlässlich.

Wir müssen Betroffene zu Beteiligten machen. Für mich bedeutet das, dass wir die Mitarbeitenden nicht nur informieren, sondern durch agiles Arbeiten mitgestalten lassen und aktiv einbinden bei der Umsetzung der Veränderung.

Und noch ein Punkt ist mir wichtig: Wandel gelingt nur, wenn alle mitmachen und jede:r bei sich selbst anfängt.

Oft wird bei Veränderungen der Fokus auf die Mitarbeitenden gelegt, Führungskräfte und vor allem das Top-Management ausgeklammert. Dabei ist es essenziell, dass diese die Veränderung mittragen und als Vorbild vorausgehen – ganz im Sinne von „Walking the Talk“.

Nicht alles gelingt. Was ich bei Veränderungen in meiner Verantwortung künftig anders machen werde oder was ich durchs Lernen aus früheren Fehlern heute bereits anders mache, ist…

… noch mehr kommunizieren und Veränderungen anhand von ganz konkreten kleinen Beispielen für die Mitarbeitenden (be)greifbar machen. Und: Veränderung braucht Zeit! Nur weil ein Führungsteam sich schon eine Weile mit der Veränderung beschäftigt, heißt das noch lange nicht, dass das Bewusstsein für die Notwendigkeit zur Veränderung und der Veränderungswille schon in allen Teams angekommen sind. Daher meine Daumenregel: Man kann bei Change-Themen nicht zu viel kommunizieren. Erst wenn ich die Argumente und Themen selbst kaum noch hören kann, ist es wahrscheinlich in allen Ecken des Unternehmens angekommen.

Mein persönlicher Tipp an eine Führungskraft, die Verantwortung für ein Veränderungsprojekt übernimmt, lautet:

Mutig sein, Mut machen, Visionen haben und diese auch kommunizieren sowie das Zielbild so verständlich und erlebbar wie möglich machen.

 

 

Autorin

Laura Gersch
ist aktuell Finanzvorständin bei der Allianz Versicherungs- AG, davor war sie Vorständin für Firmenkunden und Personal bei der Allianz Lebensversicherungs-AG. Nach dem Studium der internationalen Betriebswirtschaftslehre in Reutlingen und in Boston hat Laura Gersch bei der Unternehmensberatung McKinsey sieben Jahre Unternehmen aus dem Versicherungs- und Bankenbereich im In- und Ausland beraten. 2014 ist sie zur Allianz gewechselt und hatte dort verschiedene Führungspositionen inne.
Leidenschaftlich setzt Laura Gersch sich für Gleichberechtigung ein und hat die Initiative #equalpension ins Leben gerufen, die Aufmerksamkeit auf das geschlechterspezifische Gap in der Altersvorsorge lenkt. Hierfür hat sie 2021 den German Diversity Award von Beyond-GenderAgenda in der Kategorie Gender gewonnen.
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