Mal ehrlich: gute Kommunikation

Für die einen Allheilmittel, für die anderen völlig überbewertet: Tools und Methoden im Change. Wir fühlen Expertinnen und Experten auf den Zahn und wollen ihre Sicht der Dinge sowie einige Tipps erfahren. Diesmal fragen wir Julius Lassalle.

Mal ehrlich, große Organisationen sind doch kaum zu verändern, oder?

Die meisten Organisationen haben sich in den Jahren seit der Corona-Pandemie sogar sehr stark verändert, leider nicht nur zum Besseren: Wir erleben vor allem in großen Organisationen derzeit eine Kultur der maximalen Arbeitsverdichtung, der permanenten Ablenkung und der ständigen Erreichbarkeit: Digitale Kollaboration hat massiv zugenommen. Unsere Kalender sind von morgens bis abends voll mit Calls und Meetings. Wir sind auch nach Feierabend und im Urlaub für die Arbeit da. Konzentration oder gar Kontemplation werden zunehmend unmöglich. Wir haben uns von den Fesseln an die Schreibtische befreit, aber die Arbeit sickert dafür noch in die letzten Lebensbereiche ein. Der unerbittliche Takt der Prozesse nimmt uns jeden Moment des Innehaltens und Nachdenkens.

„Wir organisieren und kommunizieren immer mehr, aber wir erschaffen immer weniger.“

Aus meiner Sicht liegt hier die vielleicht größte Transformationsaufgabe der kommenden Jahre: Fortbildung für Führungskräfte, um mit der hybriden Arbeitswelt besser zurechtzukommen. Kulturentwicklung in der Gesamtorganisation, um Tools und Prozesse klug einzusetzen und nicht von ihnen überwältigt zu werden. Sowie übergreifende Technologiekompetenz, um kritisch zu hinterfragen, was die neuen digitalen Werkzeuge wirklich können und welche man braucht.

Wie schaffst du es in einer dynamischen Arbeitswelt, im Job nicht den Fokus zu verlieren?

Die monotone Produktivitätsspirale der Tools lässt sich nur durchbrechen, wenn wir es schaffen, unseren Arbeitsalltag grundsätzlich anders zu strukturieren. Uns sind die Punkte, Kommas und Ausrufezeichen unserer beruflichen Erzählung abhandengekommen. Wir brauchen eine neue Grammatik des Schaffens. Wir müssen die Definition zurückerobern, was gelingende Arbeit ausmacht.

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