Changetagung 9

Organisationale Machtbeziehungen im Wandel –
Führung zwischen Zustimmung und Zwang

Changetagung 9, 25./26.1.2024, Basel

Neue Arbeitsformen prägen die gegenwärtigen Diskurse in, mit und über Organisationen. Alle sind sich einig: Die Formen von Zustimmung und die Spielarten der Machtausübung in Organisationen haben sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Doch wie?

Diesem Spannungsfeld widmet sich die 9. Changetagung. Sie findet vom 25. bis 26.01.2024 in Basel statt.

Macht in Organisationen

Wenn es spezifisch um das Thema Machtbeziehungen in Organisationen geht, dann geht es einerseits um die grundsätzliche Frage, worin die Handlungsmöglichkeiten der Mächtigen gegenüber den Untergebenen liegen und welches ihre Spielräume sind. Wer verfügt über welche Fähigkeiten, Probleme zu lösen, die für andere relevant sind? Wer leistet Hilfe und Unterstützung oder wer verweigert sich? Und auch wenn Machtausübung asymmetrisch sein mag, ist sie keineswegs einseitig. Machtbeziehungen sind Austauschbeziehungen, die immer auch interdependente Abhängigkeiten implizieren. Insofern sind Organisationen und ihre Führungskräfte nicht lediglich Unterdrückungsapparate, sondern es braucht seitens der Untergebenen ein Minimum an Zustimmung und Kooperationsbereitschaft, worüber sich diese zugleich ihre Autonomie als frei Handelnde bewahren können.

Machtbeziehungen basieren darauf, dass sie von den beteiligten Akteuren gemeinsam geteilt werden und ein Minimum an Akzeptanz voraussetzen. Allerdings ist Akzeptanz allein im Sinne der persönlichen Zustimmung nicht hinreichend für organisationale Machtbeziehungen. Die Macht-Handlung sollte legitimiert sein. Im Vergleich zu traditionalen Herrschaftsordnungen, die auf dem Glauben an die Heiligkeit altüberkommener Herrengewalten beruhen, kann sich rationale Herrschaft auf Legalitätsglauben stützen. Rational ist die moderne, bürokratische Form der Herrschaft Max Weber zufolge, soweit es sich um eine unpersönliche, versachlichte Ordnung handelt. Im Idealtypus der Bürokratie stehen die unpersönlichen Beziehungen, die Trennung von Amt und Person, die sachbezogene Verteilung von Kompetenzen und die geprüfte fachliche Leistungsqualifikation der Beamten. In formalen Ordnungen treten rationale, unpersönlich-universalistische Regeln an die Stelle irrationaler, persönlich-partikularistischer Gesichtspunkte.

Allerdings stehen klassische Organisationsmodelle im Zuge des aktuellen Wandels weg von der Industriegesellschaft hin zu einer Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft unter grundlegendem Veränderungsdruck. Im Bereich qualifizierter Arbeit soll die Organisation dezentraler und flexibler werden. Vor allem gilt es die Ressource Wissen und in ihrer Folge so notwendige Fähigkeiten wie Initiative, Kreativität und Innovation zu erschließen. Allerdings befinden sich diese Kompetenzen weitgehend im Besitz der Mitarbeitenden und lassen sich weder industriell erzeugen noch rational oder linear entwickeln. Je mehr Wissensexpertise aufseiten der Mitarbeitenden liegt, desto mehr verschieben sich die organisationalen Machtverhältnisse und desto größer die Unsicherheit aufseiten der Organisation.

In all diesen Punkten kommt die Organisationsmacht mit ihrer klassisch-bürokratischen Kontrollform an ihre Grenzen: Geschäftsverteilungspläne, Budgetrichtlinien, Rollenbeschreibungen, Entscheidungsverfahren versagen unter Ungewissheit und so bestehen die aktuellen Lösungsideen darin, auf agile, sozio- oder holokratische Organisationskonzepte sowie auf Selbstorganisation zu setzen. Dabei gilt es nicht nur, die eigene Arbeit selbst zu organisieren, sondern auch die eigene Arbeit selbst mit anderen abzustimmen und zu koordinieren. Zwar handelt es sich hierbei auch um organisationale Strukturen und Verfahren, allerdings bringen diese die Machtverhältnisse keineswegs zum Verschwinden.

Auch wenn die Arbeit zunehmend selbstorganisiert und tendenziell informell wird, bedarf sie dennoch klarer Rahmenbedingungen, durch die sie ermöglicht und unterstützt wird. So paradox sich die «Organisation des Informellen» anhören mag, sie beinhaltet nicht die Transformation des Informellen in die formelle Organisation bzw. die Objektivierung und Formalisierung des Nicht-Objektivierten und des Nicht-Formalisierten, sondern die Anerkennung der besonderen Struktur des Informellen, dessen Ermöglichung sowie den darin enthaltenen Umgang mit Macht.

An der neunten Changetagung nähern wir uns gemeinsam dieser Thematik aus unterschiedlichen Perspektiven und tragen dazu bei Licht ins dunkle zu bringen. Werfen Sie vom 25. bis 26. Juli in Basel gemeinsam mit uns einen Blick hinter die Kulissen!