Change durch KI: Es gibt Arbeit!
Veränderungsbegleiter und -begleiterinnen werden bald noch mehr zu tun bekommen. Denn ohne Zweifel werden GPT und andere KI-Modelle die Arbeitswelt massiv verändern.
Ursprünglich wollte ich diese Kolumne von ChatGPT schreiben lassen und die gewonnene Zeit für einen schönen Spaziergang nutzen. Aber das Schreiben hilft mir nun mal beim Denken, manchmal ist es auch Therapie. Das kann ich GPT (noch) nicht überlassen.
Der Hype um die KI-Software GPT von OpenAI ist groß – und das völlig zu Recht. Meiner bescheidenen Ansicht nach wird der Wandel so gewaltig wie die Veränderungen durch das Smartphone.
Was ChatGPT sagt, wie es die Arbeitswelt verändert*
Als künstliche Intelligenz mit einer Fähigkeit zur natürlichen Sprachverarbeitung hat ChatGPT das Potenzial, die Arbeitswelt auf verschiedene Weisen zu verändern. Hier sind einige Beispiele:
Effizientere Kommunikation:
ChatGPT kann Unternehmen dabei helfen, ihre interne und externe Kommunikation zu verbessern. Mitarbeiter können auf einfache und intuitive Weise mit ChatGPT interagieren, um schnell Antworten auf ihre Fragen zu erhalten und Aufgaben zu erledigen. Das spart Zeit und ermöglicht eine effizientere Zusammenarbeit.
Automatisierung von Routineaufgaben:
ChatGPT kann bei der Automatisierung von Routineaufgaben unterstützen, die sonst von Menschen erledigt werden müssten. Das bedeutet, dass Mitarbeiter mehr Zeit für kreative und strategische Aufgaben haben, die einen höheren Mehrwert für das Unternehmen haben.
Verbesserung des Kundenservice:
ChatGPT kann Unternehmen dabei helfen, ihren Kundenservice zu verbessern, indem es rund um die Uhr verfügbar ist, um Fragen von Kunden zu beantworten und Probleme zu lösen. ChatGPT kann auch dabei helfen, die Kundenzufriedenheit zu steigern, indem es personalisierte Empfehlungen und Lösungen anbietet.
Erhöhung der Datenqualität:
ChatGPT kann dabei helfen, die Qualität von Daten zu verbessern, indem es Eingaben von Mitarbeitern und Kunden auf fehlerhafte oder inkonsistente Informationen prüft. Dies kann dazu beitragen, bessere Geschäftsentscheidungen auf der Grundlage von zuverlässigen und konsistenten Daten zu treffen.
* = Den Text hat ChatGPT erstellt.
Ich selbst hatte einen ersten kleinen Aha-Moment, als ich als absoluter Auto-Laie eine Information zu Stoßstangenlackierungen gesucht habe und bei Google nicht fündig wurde. ChatGPT wusste hingegen sofort, was ich wollte, und lieferte prompt eine Antwort, die mir geholfen hat.
Nur wenige Tage zuvor kam mir zu Ohren, dass die Firma einer Bekannten, ein Onlineshop, kurzfristig die Suche nach Textern für das Produktmarketing aufgegeben hatte, um stattdessen ihr Glück mit ChatGPT zu versuchen. Ordentliche Produktmarketing-Texte schafft die KI nämlich locker.
Anfang März wurde eine erste Studie des MIT zum Produktivitätseffekt von ChatGPT gemessen. Die Ergebnisse dieser kleinen empirischen Studie geben eine Ahnung, wohin die Reise geht. 450 Akademikern und Akademikerinnen (Marketeers, Personaler, Berater, Datenanalysten, Manager) wurden berufsspezifische Aufgaben gegeben, die einmal ohne und einmal mit Zugriff auf ChatGPT erledigt werden konnten.
80 Prozent der Probanden entschieden sich im zweiten Durchgang, ChatGPT für die Aufgabe zu verwenden, die sie im Durchschnitt 35 Prozent schneller als ohne den Zugriff auf die KI erledigten. Die Qualität des Outputs stieg laut Studie ebenfalls. Mit ChatGPT erhöhten sich sowohl die Gesamtnoten als auch die spezifischen Noten in Bezug auf die Qualität des Schreibens, des Inhalts und hinsichtlich der Kreativität.
ChatGPT wird das Arbeiten vieler Menschen im Büro erleichtern, effizienter und schneller machen. Man kann mit ChatGPT Dialoge führen und Dokumente analysieren lassen. Es kann aber auch selbst kreativ werden, zumindest ist es darauf trainiert, beispielsweise Geschichten oder Liedtexte kreieren zu können. Damit es in Unternehmen aber wirklich wirksam genutzt werden kann, ist es wichtig, dass die KI per API mit den Unternehmensdaten verknüpft wird. Auch das ist möglich.
GPT-4 ist noch viel leistungsstärker
OpenAI veröffentliche von seinem KI-Sprachmodell Mitte März die Version 4 – und die hat wirklich erstaunliche Fähigkeiten. GPT-3 nutzt 175 Milliarden Parameter. Das neue Modell soll angeblich mit einer Billion arbeiten.
GPT kann beispielsweise nun auch auf Bilder und Audio als Input reagieren sowie wesentlich längere Texte erstellen – und das alles in sehr guter Qualität. Das Modell hat auch schon aus einer krakeligen handgemalten Skizze für eine Webseite einen passenden Programmiercode und damit die fertige Webseite erstellt.
KI-basierte Tools werden den Arbeitsalltag durchdringen. GPT soll zum Beispiel mit Microsoft 365 verknüpft werden. Das passiert unter anderem in Form von Copilot, der Präsentationen, Texte und Mails erstellen kann und dabei auf bestehende Notizen oder Unternehmensdaten zurückgreift. KI wird uns helfen, auch ohne IT-Spezialwissen wiederkehrende Aufgaben zu automatisieren, Chatbots und Apps zu entwickeln. Wir sind dann nicht mehr nur einfache IT-Nutzer, sondern digitale Gestalterinnen und Gestalter. Diese Rollen-Transformation muss begleitet werden.
Natürlich gilt es vor lauter Euphorie nicht blind zu werden. Auch GPT-4 ist (im geringen Maße) noch fehleranfällig. Das wird allerdings nichts daran ändern, dass derartige Sprachmodelle Einzug halten werden in unser Arbeitsleben, nicht nur über Bürosoftware, sondern auch in wichtigen Geschäftsprozessen. Und genau das passiert gerade: im Kundenmanagement, bei der Erstellung von Marketingtexten oder um Programmierprozesse zu beschleunigen. Und die Entwicklung der KI-Modelle wird nicht einfach aufhören. Die Dynamik der Verbesserungen ist enorm.
Bei vielen Mitarbeitenden wird es sicherlich Ängste und Unsicherheiten geben. Jobs werden verschwinden. Für Change-Begleiter und Veränderungsexpertinnen bedeutet das: Es gibt was zu tun. Sie müssen sich mit der Materie auskennen und mit den Business-Verantwortlichen zusammenarbeiten, um die Einführung und Nutzung von Modellen wie GPT bestmöglich zu begleiten. Und es werden Diskussionen geführt werden müssen, in Unternehmen und in der Gesellschaft: Was darf KI? Und was soll definitiv in der Verantwortung des Menschen bleiben?
Es ist nötig, die Befürchtungen hinsichtlich der KI-Nutzung ernst zu nehmen.
Und trotzdem werden Veränderungen kommen. Wir sollten uns ihnen nicht verschließen, sondern uns einbringen, den Umgang bzw. die Zusammenarbeit mit der KI trainieren und unsere Nische finden. Die Arbeit wird uns nicht ausgehen, da bin ich sicher. Aber wir müssen wandlungsfähig bleiben. Und ich persönlich werde auch weiterhin selbst meine Texte schreiben – weil Schreiben mein Denken ist. [JCW]
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